Die Behörden hätten die Bürgerinnen und Bürger jahrelang angelogen und über den Tisch gezogen, sagt Verena Tellenbach. Die Anwohnerin hatte sich anfänglich gegen einen Deponieaushub in der Gemeinde gewehrt. Auch wenn der Kanton kein grünes Licht für die Deponie erteilt habe, habe der Gemeinderat die Baubewilligung erteilt, erzählt sie.
Weil sie und andere Betroffene mit der Gemeindebehörde keine Lösung fanden, schalteten sie das Regierungsstatthalteramt ein. Dieses hat die Öffentlichkeit am Donnerstag über die Missstände informiert.
Die Bevölkerung sollte den Behörden doch vertrauen können. Das war in Grindelwald leider nicht mehr möglich.
Was der Regierungsstatthalter aufgedeckt habe, sei nur die Spitze des Eisbergs, so Tellenbach. «Grindelwald ist voll von zu gross gebauten Häusern.»
Die Gemeinde habe systematisch die einheimische Bauwirtschaft begünstigt, so der Vorwurf – das Baugesetz wurde nicht korrekt angewendet.
Der Golfplatz geht Bern gar nichts an.
Für Grindelwald als Tourismusort sei es von zentraler Bedeutung, dass es einen Golfplatz gebe, ereifert sich ein Mann auf der Dorfstrasse. Das gehe weder den Regierungsstatthalter in Interlaken, noch die Regierung in Bern was an.
Alle miteinander verbandelt
Ein Koch, der bereits vor Jahren nach Grindelwald gezogen ist, beschreibt die Situation im Bergdorf folgendermassen: In Grindelwald seien alle miteinander verbandelt – der Sanitärinstallateur, die Baufirmen, der Schreiner, der Metzger, der Bäcker, die Hoteliers. Da hacke die eine Hand nicht die andere ab.
Zudem sei der Anteil an Unternehmern und Hoteliers in den Gemeindebehörden auffällig. «Jetzt machen die Medien Druck, in wenigen Tagen kehrt in Grindelwald wieder der Alltag ein», so der Koch weiter.
Ich bin der Sündenbock.
Der Gemeindepräsident Christian Anderegg sieht sich als Sündenbock. Die Behörden seinen damit beschäftigt, die Zuständigkeiten klar zu regeln. Er ist erstaunt, wie umfangreich der Regierungsstatthalter über die Missstände im Dorf informiert hat.
Nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt
Christian Anderegg weist die Vorwürfe von sich: «Schuld sind nicht wir, sondern die Bauherren, die sich nicht an das Baugesetz gehalten haben.» Zudem habe sich der Gemeinderat als Milizbehörde an den Informationen der Verwaltung orientiert und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. «Ich muss jetzt für Verfehlungen meiner Vorgänger den Kopf hinhalten.»