In drei weiteren Gemeinden wird Rumantsch Grischun als Unterrichtssprache in Frage gestellt. Würden die Initiativen in den drei Gemeinden angenommen, wäre Rumantsch Grischun an den Schulen praktisch kein Thema mehr. Zahlen des Kantons zeigen, übrig blieben noch die Zweisprachigen Schulen in Trin, Domat/Ems und Chur.
SRF News: In den Gemeinden Lenz Albula und Surses soll Rumantsch Grischun mit Hilfe von Initiativen aus den Schulen gekippt werden. Wenn es soweit kommt, wird Rumantsch Grischun nur noch in den zweisprachigen Schulen in Chur, Domat Ems und Trin unterrichtet. Ist Rumantsch Grischun ein Rohrkrepierer?
Jon Domenic Parolini: Man kann nicht verallgemeinern. Rumantsch Grischun hat weiterhin eine Funktion als Alternative zum Deutschen, beispeilsweise in der Verwaltung. Als Alphabetisierungssprache an der Schule ist sie aber offensichtlich gescheitert. Ich hoffe, dass in den zweisprachigen Schulen das Rumantsch Grischun bleibt, weil dort Schüler aus verschiedenen Idiomen zusammen kommen. Zudem sollen Passivkenntnisse in Rumantsch Grischun weiterhin vermittelt werden.
Warum ist Rumantsch Grischun als Alphabetisierungssprache gescheitert?
Die Sprache hat sehr viel mit Emotionen und Identität zu tun hat. Vielen steht das lokale Idiom einfach viel näher als Rumantsch Grischun. Und wir halten die Gemeindeautonomie sehr hoch. Die Gemeinden und nicht der Kanton entscheiden über die Schulsprache. Aus diesen Gründen haben wir die Situation wie sie sich jetzt präsentiert.
Haben die Probleme mit Rumantsch Grischun die Romanische Sprache als ganzes geschwächt in den letzten Jahren?
Natürlich hat die Einführung von Rumantsch Grischun und das Zurückgehen zu den Idiomen in den Schulen der romansichen Sprache als Ganzes geschadet. Aber, der Wortschatz ist dank Rumantsch Grischun auch grösser geworden. Mit Hilfe der Einheitssprache kann man viele Texte übersetzen, die sonst nie übersetzt worden wären. Von daher ist die Bilanz im Allgemeinen nicht so negativ.
Das Gespräch führte Silvio Liechti.