Die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit feiert heuer ihr hundertjähriges Bestehen. 1918 eröffneten der Schweizerische Katholische Frauenbund zusammen mit Menzinger Schwestern in Luzern die Schweizerische Sozial-Caritative Frauenschule. Das war der Anfang einer langen Geschichte, die über verschiedene Vorgängerschulen zur heutigen Hochschule Luzern – Soziale Arbeit führte. Dorothee Guggisberg, die Direktorin des Departements, über die Anfänge der Schule und den Alltag der Sozialarbeiterinnen und -arbeiter.
SRF News: Wie viel Wahres ist am Klischee, wonach Sozialarbeitende weichgespülte, händchenhaltende Softies seien, die gerne furchtbar viel reden?
Dorothee Guggisberg: Daran ist eigentlich nichts Wahres. Ich bin immer wieder erstaunt, wie hartnäckig sich solche Klischees halten. Tatsache ist, dass Sozialarbeiterinnen und -arbeiter Leute sind, die sich für soziale Probleme interessieren und Interesse haben, Lösungen zu finden und zu entwickeln. Tatsache ist auch, dass das Gespräch für Sozialarbeitende ein wichtiges Instrument ist.
Wie sah das Job-Profil von Sozialarbeiterinnen und -arbeitern in den Anfängen der Schule aus?
Tatsächlich hatte die Schule in Luzern bereits damals eine starke wissenschaftliche Basis, aber natürlich eine sehr konkrete und praktische. So ging es beispielsweise auch darum, Kleider für die Leute flicken zu können. Später kamen die Sozialversicherungen dazu, welche ebenfalls einen Teil des ganzen Gerüsts anboten.
Aus einer ursprünglichen Frauenschule wurde eine öffentliche Schule, an der sich auch Männer ausbilden lassen können – und es fand eine Akademisierung durch die Möglichkeit eines Bachelor- und Masterabschlusses statt. Was hat diese Akademisierung dem Beruf gebracht?
Soziale Arbeit ist grundsätzlich ein handelnder Beruf. Doch als Sozialarbeiterin muss ich auch erklären und begründen können, was ich warum tue – gegenüber einer Einzelperson, aber auch gegenüber Behörden. Ausserdem muss ich fähig sein, in die Zukunft blicken zu können; abschätzen können, wie sich beispielsweise soziale Probleme und Brennpunkte verändern und so neue Angebote planen.
Welches sind denn heute die Nöte der Leute?
Wir haben zwar heute in der Schweiz eine soziale Absicherung, auf die wir stolz sein dürfen. Dennoch ist das Thema Armut nicht vom Tisch. Noch heute beziehen über 260'000 Menschen in der Schweiz Sozialhilfe. Ein Drittel davon sind Kinder. Das heisst, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter haben eine hohe Verantwortung, dass Kinder und Jugendliche einen guten Start ins Leben haben. Ein weiteres Thema sind Krankheiten – wenn jemand aufgrund einer Erkrankung aus dem Erwerbsleben ausscheidet. Und schliesslich beschäftigt uns auch die Migration. Hier helfen wir, dass diese Leute möglichst schnell ins Erwerbsleben einsteigen können.
Das Gespräch führte Miriam Eisner.