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Sänger und Bürgerrechtler Harry Belafonte war viel mehr als der «Calypso King»

Der amerikanische Sänger, Schauspieler und Entertainer ist gestorben. Der in New York geborene Künstler mit jamaikanischen Wurzeln nutzte seine Popularität, um sich gegen Rassendiskriminierung und Armut einzusetzen.

Er war mehr als nur ein singender Sonnyboy. Als Star ohne Starallüren setzte er seine Popularität ein, um sich für Frieden und Gerechtigkeit stark zu machen.

Harold George Belanfanti kam am 1. März 1927 in Harlem, New York, zur Welt. Als Sohn einer jamaikanischen Putzfrau und eines wenig präsenten Vaters wuchs er in armen Verhältnissen auf.

Durchbruch mit karibischem Musikstil

Bevor er Sänger wurde, diente er während des Zweiten Weltkrieges in der amerikanischen Marine. Er entdeckte seine Liebe zum Schauspiel und hatte einige Engagements am Broadway. In den 1950er-Jahren veröffentlichte er das Album «Calypso». Mit Hits wie «Day-O», «Matilda» oder «Island In The Sun» verhalf er dem karibischen Musikstil zum Einzug in die Charts.

«Calypso» war die erste LP, die über eine Million mal verkauft wurde. Auf der Spitze seines Erfolges bekam Harry Belafonte seine eigene Fernsehshow («Tonight with Belafonte») und erhielt dafür als erster Schwarzer einen Emmy.

Sein eigener Hintergrund schaffte in ihm das Bewusstsein für die Missstände, unter denen die Schwarzen in der amerikanischen Gesellschaft litten. Seine Lieder waren fröhlich, er sang von Sonnenuntergängen und Meer, von wehenden Röcken. Doch unterschwellig thematisierte er in seinen Liedern die Missstände der amerikanischen Gesellschaft.

An der Seite von Martin Luther King

Der Sänger nutzte seinen Erfolg, um sich sozial zu engagieren. An der Seite von Martin Luther King setzte er sich für Bürgerrechte ein und begleitete ihn auf seinen Rallyes. Später setzte er sich gegen die Apartheid in Südafrika ein, unterstützte Udo Lindenberg bei seinem Konzert in Ost-Berlin, wurde Unicef-Botschafter und gründete seine eigene NGO, mit der er sich für soziale Gerechtigkeit einsetzte.

Belafonte äusserte sich zeitlebens offen zum politischen Weltgeschehen, kritisierte beispielsweise auch Barack Obama und nannte George W. Bush «einen Terroristen». Dies änderte sich auch nicht, als Harry Belafonte 90 Jahre alt wurde: Er rief das Land dazu auf, gegen den damaligen Präsidenten Donald Trump mittels zivilen Ungehorsams zu protestieren.

Privat war der Sänger mehrmals verheiratet. Mit seiner ersten Ehefrau hatte er zwei Kinder und mit seiner zweiten Ehefrau, Tänzerin und Schauspielerin Julie Robinson-Belafonte, zwei weitere. 2008 heiratete er Pamela Frank und lebte seither mit ihr in New York.

Er vereinte Optimismus mit Humanismus. Mit seiner sanften Stimme landete er nicht nur Welthits, sondern setzte sich auch für mehr Gerechtigkeit ein. Harry Belafonte verewigte sich bereits durch seine humanistischen Taten, doch auch seine Lieder und sein sonniges Gemüt werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Belafonte starb am Dienstagmorgen in seinem New Yorker Zuhause an der Seite seiner Frau Pamela an Herzversagen.

SRF 4 News, 25.4.23, 16:30 Uhr ; 

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