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Schafwolle aus der Schweiz Vom Abfallprodukt zum vielseitig nutzbaren Rohstoff

Bis vor etwa zehn Jahren wurde Schafwolle aus der Schweiz entsorgt. Heute wird sie zu vielerlei Produkten verarbeitet.

Rund um die Markthalle von Rothenthurm warten zahlreiche Autos mit Anhängern. Bei der sogenannten Woll-Annahme können Bauern die Schurwolle ihrer Tiere abgeben und erhalten dafür je nach Qualität etwas Geld. Viel ist es allerdings nicht. Für die beste Wollqualität, die sogenannte A-Wolle, erhalten die Bauern einen Franken pro Kilo. Für B-Wolle gibt es nur noch die Hälfte. Pro Schaf ergeben sich etwa zwei Kilo Wolle, es zu scheren kostet allerdings sechs Franken. Die Wolle ist für die Bauern also ein Verlustgeschäft.

Nicht jede Schafwolle erfüllt die Qualitätsvorgaben

Trotzdem wird die Woll-Annahme in Rothenthurm rege genutzt. Eine Schafhalterin aus Schwyz wartet gespannt auf das Urteil von Patrik Inderbitzin. Inderbitzin ist Präsident des Vereins «Braunköpfige Fleischschafe» des Kanton Schwyz und beurteilt in der Markthalle die angelieferte Wolle: «Das ist ganz klar A-Wolle», sagt er zur Schafhalterin, «die Woll-Fasern sind mindestens vier Zentimeter lang und die Wolle ist sauber.» Das freut die Schafhalterin, die hauptberuflich als Tierärztin arbeitet.

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Nicht alle Bauern sind mit dem Urteil von Inderbitzin einverstanden: «Es kann doch nicht sein, dass meine schönen Zuchtschafe nur B-Wolle liefern», beschwert sich ein Bauer mit einem Augenzwinkern bei Inderbitzin. Doch der bleibt hart. «Das ist wirklich nur B-Wolle.»

Aus Schweizer Schafwolle gibt’s Wolldecken, Duvets und warme Outdoorjacken

Abnehmer der Schafschurwolle ist die Firma Swisswool aus dem St. Gallischen Buchs. Zusammen mit Partnerfirmen werden aus den verschiedenen Woll-Qualitäten unterschiedliche Produkte hergestellt. Aus der A-Wolle würden neben der Isolationsschicht für Outdoorjacken auch Duvets, Kissen oder Wolldecken produziert, erklärt Rebekka Schrade, von Swisswool.

Aus der B-Wolle machen verschiedene Schweizer Matratzen-Hersteller ein Wollvlies. Aus der Mischwolle gibt es Wärmedämmplatten für Gebäude und die Restwolle wird zu Düngerpellets verarbeitet.
Autor: Rebekka Schrade Swisswool

«Aus der B-Wolle machen verschiedene Schweizer Matratzen-Hersteller ein Wollvlies. Aus der Mischwolle gibt es Wärmedämmplatten für Gebäude und die Restwolle wird zu Düngerpellets verarbeitet.» Schafwolle habe sehr viele positive Eigenschaften, sagt Schrade: «Sie nimmt viel Feuchtigkeit auf, sie riecht nicht, isoliert und wärmt ausgezeichnet.» Bei der Wollannahme in Rothenthurm kamen insgesamt knapp 16 Tonnen Schafwolle zusammen.

Espresso, 20.05.22, 08:13 Uhr

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