Die Kündigungen erhielten die Mieterinnen und Mieter der beiden Hochhäuser im Schorenquartier letzten Freitag. Bei manchen Bewohnern sorgte das Schreiben wortwörtlich für schlaflose Nächte. «Ich schlafe seit fünf Nächten nicht mehr. Diese Kündigung schmerzt enorm», sagt Maria Bumann. Im Jahr 1960 war sie zusammen mit ihrem Mann eine der ersten, die am Schorenweg eingezogen ist. Seit fast 60 Jahre wohnt sie im Hochhaus. Die Kündigung gehe ihr nicht mehr aus dem Kopf: «Das reisst mich aus dem Leben. Ich weiss nicht, wie weiter.»
Hier leben viele ältere Menschen. Wir sind nicht reich.
So wie Maria Baumann geht es vielen der Bewohnerinnen und Bewohner der Hochhäuser am Schorenweg. Knapp 200 Mietparteien erhielten die Kündigung. Die Häuser sollen total saniert werden. Zwar könnten die heutigen Mieter danach wieder einziehen. Aber sie sind überzeugt, dass sie dann den Mietzins nicht mehr zahlen könnten. «Hier leben viele ältere Menschen. Wir sind nicht reich», sagt Maria Bumann.
Mieter wollen sich organisieren
Die Bewohnerinnen und Bewohner wollen gegen die Massenkündigung mit einer Sammelbeschwerde ankämpfen. Am Mittwochabend organisiert der Basler Mieterverband eine Mieterversammlung im Schulhaus. Beat Leuthard, Geschäftsführer des Mieterverbands, schätzt die Chancen für die Bewohner mit fifty-fifty ein. «Bisher konnten wir mit der Immobilienfirma Wincasa immer anständig verhandeln.» Das gelte nicht für alle Immobilien-Unternehmen. Die beiden Hochhäuser gehören dem Immobilienfonds der Credit Suisse.
Sanierungen vor Umsetzung Mietschutz-Initiativen?
Bei der Massenkündigung liegt der Verdacht nahe, dass Wincasa die Sanierung noch vor der Umsetzung der vier Basler Mieterschutz-Initiativen abschliessen möchte. Ein neues Gesetz könnte solche Massenkündigungen künftig einschränken. Die Immobilienfirma wollte dazu keine Auskunft geben.
Mieterverbands-Geschäftsführer Leuthard, Vater der Initiativen zweifelt aber, dass die Massenkündigung durch das neue Gesetz verhindert würde, das die Regierung im Entwurf vorgelegt hat. «Die Beschränkungen betreffen im Gesetz nur die günstige Hälfte der Mietwohnungen unter dem sogenannten Medianwert. Die Mieten am Schorenweg liegen vermutlich darüber.»