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Schulen Kanton Bern Sollen Lehrpläne vors Volk?

Kantonsparlament und Stimmvolk sollen über Lehrpläne entscheiden. So will es eine Initiative, über die am 4. März abgestimmt wird.

Die Initiative will, dass neue Lehrpläne vom Berner Kantonsparlament abgesegnet werden müssen, bei einem Referendum auch vom Stimmvolk. Die Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk!» richtet sich vor allem gegen den Lehrplan 21, der ab Sommer im Kanton Bern eingeführt wird.

Ein Plakat des Initiativkomitees.
Legende: SRF

Im Kantonsparlament hatte die Initiative keine Chance, sie wurde mit 122 zu 19 Stimmen bei acht Enthaltungen abgelehnt und auch der Regierungsrat ist gegen die Initiative.

Die Argumente

Argumente des Initiativkomitees («IG Starke Volksschule Bern»): Argumente der Gegner aus Wirtschaft, Politik und Bildung:
Das Berner Volk bezahlt für die Schule, also soll es auch über Inhalte entscheiden können. Das Kantonsparlament und das Volk sind fähig, sich ein Bild über Lehrpläne zu machen.
Die Stimmberechtigten wären überfordert mit dem 400-seitigen Lehrplan. Via Volksschulgesetz kann das Volk über die Inhalte der Schule entscheiden.
Der Lehrplan 21 ist zu kompliziert und namhafte Erziehungswissenschaftler warnen davor, dass mit dem kompetenzorientierten Lehrplan zu wenig Wissen vermittelt werden kann. Und es hat zu viele Kompetenzen.
Der Lehrplan 21 ist ein Gemeinschaftswerk der 21 Deutschschweizer Kantone. Lehrerinnen und Lehrer sowie Verbände aus Bildung und Wirtschaft wurden angehört und ihre Rückmeldungen flossen in den bernspezifischen Teil des Lehrplans 21 ein. Der Lehrplan muss nicht 1:1 umgesetzt werden.
Die zusätzlichen Lektionen in Deutsch, Mathematik, Medien und Informatik nehmen den Kindern Freizeit weg, die sie bisher für kreative Aktivitäten und Sport nutzen konnten.
Die zusätzlichen Lektionen sind wichtig, um die Schülerinnen und Schüler auf die Berufswelt vorzubereiten. Dafür wurden die Hausaufgaben reduziert. Und mit dem Lehrplan 21 sind alle Deutschschweizer Kantone auf dem gleichen Stand.

Wird die Initiative am 4. März angenommen, muss nachträglich auch über den Lehrplan 21 abgestimmt werden. Erziehungsdirektor Bernhard Pulver rechnet in diesem Fall mit einer Abstimmung 2020. Der Lehrplan 21 könnte dann, zwei Jahre nach der Einführung, wieder ausser Kraft gesetzt werden.

Was mit den zusätzlichen Lektionen in Mathematik, Deutsch, Medien und Informatik geschähe, sei unklar, so Pulver. «Ebenso, was mit den zusätzlich angestellten Lehrpersonen passieren würde.» Klar sei, dass es dann Übergangsbestimmungen bräuchte.

Wirtschaft wehrt sich gegen die Initiative

Firmen seien darauf angewiesen, Lernende auch in anderen Kantonen rekrutieren zu können, sagt Annegret Hebeisen von der Parlamentarischen Gruppe Wirtschaft. «Deshalb ist ein harmonisierter Lehrplan wichtig für uns.» Aus der Wirtschaft wehren sich der Gewerbeverband der Berner KMU und der kantonale Handels- und Industrieverein.

Audio
Mehr Mitsprache bei schulischen Inhalten?
aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 09.02.2018.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 23 Sekunden.

Über ähnliche Initiativen wurde in den Kantonen Aargau, Appenzell Innerrhoden, Schaffhausen, Solothurn und Thurgau abgestimmt. Überall wurden diese abgelehnt. Dennoch ist Franziska Fuss vom Initiativkomitee zuversichtlich, sei doch der Ja-Anteil stetig gestiegen. «Und bereits die Diskussion vor der Abstimmung ist wertvoll.»

Von den politischen Parteien haben SVP und EDU die Ja-Parole beschlossen, die andern sind gegen die Initiative.

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