Sind in Winterthur aller guten Hallenbad-Dinge drei? Nach zwei erfolglosen Versuchen in den letzten zwölf Jahren nimmt die Stadt einen weiteren Anlauf, eine Alternative zum Hallenbad Geiselweid zu realisieren. Richten soll es dieses Mal ein Hallenbad zum Mieten. Diesen Vorschlag macht der Winterthurer Stadtrat jedoch contre coeur: Er wurde vom Parlament dazu verknurrt, eine Vorlage für ein zweites Hallenbad auszuarbeiten.
Der Plan: Das Winterthurer Unternehmen Win4 AG würde auf dem Areal des Sportparks Deutweg ein zweites, öffentliches Hallenbad bauen und betreiben. Dies allerdings nur, wenn sich die Stadt daran beteiligt. Kosten würde dies 2.9 Millionen Franken pro Jahr. Über diese Kosten stimmt das Winterthurer Stimmvolk ab.
Der Bedarf für ein zweites Hallenbad ist in Winterthur an sich unbestritten. Das Bundesamt für Sport empfiehlt ein Hallenbad pro 50'000 Einwohnerinnen. Für die über 120'000 Winterthurer gibt es aktuell aber nur eines, das Hallenbad Geiselweid.
Zum Vergleich: Die Bevölkerung der Stadt Zürich beträgt etwa das Vierfache, die Stadt verfügt über sechs öffentliche Hallenbäder – und auch dort ist der Platz knapp.
Zudem werden auch die Empfehlungen für den obligatorischen Schwimmunterricht nicht erfüllt. Kinder in der Unterstufe erhalten nur gerade halb so viele Schwimmlektionen wie angeraten, nämlich knapp 20.
Die Konsequenz: In Winterthur besteht aktuell jedes fünfte Schulkind nach der 3. Klasse den Wasser-Sicherheits-Check nicht. Mit diesem Test soll überprüft werden, ob ein Kind nach einem Sturz ins Wasser sich selbst an den Rand oder ans Ufer retten könnte.
Sicherheit der Kinder leidet
Die Sicherheit ist dann auch bei den Befürwortern der Miethallenbad-Vorlage ein tragendes Argument. Wenn immer weniger Kinder schwimmen könnten, sei dies ein Sicherheitsrisiko.
Positiv sei zudem, dass der Eintrittspreis im neuen Hallenbad derselbe sein würde, wie im Hallenbad Geiselweid. Zudem müsse das Projekt zahlreiche, ökologische Vorgaben erfüllen und die Zusammenarbeit mit einer lokalen, privaten Partnerin (Win4 AG) sei eine Chance für Winterthur.
Mieten ist keine Investition in die Stadt
Gerade im letzten Punkt sehen die Kritikerinnen des Projekts aber Risiken. So berge die Zusammenarbeit mit einer privaten Anbieterin finanzielle und rechtliche Unsicherheiten. So wurde dem Unternehmen bereits in der Diskussion im Winterthurer Stadtparlament fehlende Transparenz vorgeworfen. Ohne Einblick in die finanzielle Situation der Firma könnten der Stadt im Fall eines Konkurses hohe Kosten entstehen.
Die Gegner der Vorlage kritisieren weiter, dass die Kosten angesichts der finanziellen Situation der Stadt zu hoch seien – die Steuern müssten um ein Prozent erhöht werden. Zudem sei es keine Investition für die Stadt, da ihr das Hallenbad nicht gehöre.
Die hohen Kosten machen auch dem Winterthurer Stadtrat sorgen. Seiner Meinung nach sollte die Bevölkerung das Projekt ablehnen, die Finanzierung eines zweiten Hallenbads sei aktuell nicht tragbar. Das Stadtparlament sah dies im Sommer anders und empfiehlt der Bevölkerung ein Ja.
Allerdings: Auch wenn sich die Winterthurer Bevölkerung für ein zweites Hallenbad ausspricht, ist dies noch keine Bau-Garantie. Es bedeutet lediglich, dass sich die Win4 AG auf die Suche nach einer geeigneten Finanzierung des Projekts machen kann.