Für die Älpler ist es ein harter Start in die Saison: Wer schon Ende Mai den Alpaufzug wagte, kämpft in den Bergen mit spärlichem Gras und tiefem Matsch auf den Weiden. Und wer mit seinem Vieh im Tal abwartete, muss Futter nachkaufen, weil die Frühlingsweiden viel zu wenig hergeben.
Etliche Bauern verkaufen derzeit dutzendweise Tiere, um sie nicht durchfüttern zu müssen – oder bringen sie früher als geplant zum Schlachthof.
Alpaufzug verschoben – Schafe in Mehrzweckhalle geparkt
Die Natur hinkt dem üblichen Rhythmus mehrere Wochen hinterher. «Den Älplern fehlen diese 2-3 Wochen», sagt Jörg Beck, Geschäftsführer des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes. Ihren Alpaufzug verschieben musste etwa die Oberallmeindkorporation Schwyz, die 164 Alpweiden unterhält. 1900 Schafe sind blockiert und können nicht auf die Alp.
Wegen des nassen und kühlen Wetters aber gibt es auf der Weide in Rothenthurm, wo die Schafe warten, zu wenig Gras. Deshalb wurde das ehemalige Zeughaus Seewen kurzerhand in einen Stall für 500 Tiere umfunktioniert. Wasserleitungen wurden verlegt, Futterkrippen aufgestellt, um die Tiere bis zum Alpaufzug durchzufüttern.
Weniger Alpkäse erwartet
In den ersten Monaten dieses Jahres ging die Milchproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 4-5 Prozent zurück, so Kurt Nüesch von Swissmilk, dem Verband der Schweizer Milchproduzenten. «Nun wäre eigentlich die Phase, in welcher die Kühe am meisten Milch gäben.» Da sich viele Alpaufzüge aber um zwei bis drei Wochen verzögern, seien die Kühe aber immer noch im Tal und die Milch könne nicht zu Alpkäse verarbeitet werden. Ein schlechter Start, erklärt Jürg Beck vom Alpwitschaftlichen Verband: «Es ist schon jetzt abschätzbar, dass dieser Sommer einen kleineren Ertrag bringen wird.»
Späte Ernte bringt schlechtes Heu
Die Landwirte klagen auch über die Qualität des bisher geernteten Heus, das wegen der fehlenden Sonnentage erst sehr spät eingebracht werden konnte. Dies werde im nächsten Winter zu Milcheinbussen führen. Den Teufel an die Wand malen wollen allerdings weder der Schweizerische Bauernverband, noch das Bundesamt für Landwirtschaft. Wenn nun ein guter Sommer folge, könne 2013 auch für die Älpler noch immer zu einem durchschnittlichen Jahr werden.