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Bild 1 von 8. Am 1. April 1944, um 10.58 Uhr, warf die US-Luftwaffe 371 Brand- und Sprengbomben auf die Stadt Schaffhausen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. 40 Sekunden später brannte Schaffhausen. 37 Menschen waren tot. Bildquelle: Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.
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Bild 3 von 8. 67 Gebäude wurden beim Bombenangriff zerstört, darunter der Schaffhauser Bahnhof... Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 8. ..und das Naturhistorische Museum am Herrenacker im Zentrum der Schaffhauser Altstadt. Bildquelle: Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.
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Bild 5 von 8. Auch das Museum zu Allerheiligen brannte lichterloh. Bildquelle: Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.
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Bild 6 von 8. Über 300 Menschen waren nach der Bombardierung obdachlos. Wer konnte, rettete einen Teil seines Hab und Gut vor den Bränden ins Freie. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Laut offizieller Erklärung wollten die USA eigentlich Ludwigshafen bombardieren. 214 km Luftlinie liegen zwischen der deutschen Stadt und Schaffhausen. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 8. Am 4. April 1944 wurden die 37 Opfer des Bombenangriffes im Waldfriedhof begraben. Bildquelle: Keystone.
Es war die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Die Schweiz – von kriegsführenden Staaten umschlossen – versuchte ihre Neutralität und Souveränität zu wahren, ohne eine der Kriegsparteien zu brüskieren.
Doch dann, am 1. April 1944, eineinhalb Jahre vor Kriegsende, geriet die Schweiz zwischen die Fronten.
Um 10.58 Uhr feuerte die US-Luftwaffe 371 Bomben über Schaffhausen ab. 40 Sekunden dauerte das Bombardement. Danach waren 37 Menschen tot, Hunderte verletzt, über 300 obdachlos, noch mehr brotlos und verzweifelt.
Wollte die USA die Schweiz etwa bestrafen, weil die Schaffhauser SIG Neuhausen Nazi-Deutschland mit Industriegütern beliefert hatte?
Die offizielle Erklärung lautet: Nein. Schaffhausen wurde Opfer eines Navigationsfehlers der US-Air-Force. Eigentlich hätte die Bomberstaffel von Grossbritannien aus das deutsche Ludwigshafen angreifen sollen, heisst es.
Die Piloten wussten überhaupt nicht, wo sie waren.
Auch der Historiker Matthias Wipf ist von einem Irrtum der US-Piloten überzeugt. «Es war eine völlig verunglückte Mission», sagt der Schaffhauser in «Schweiz aktuell».
Schon nach dem Start über England und Frankreich hätten sich die Piloten der US-Air-Force verirrt. Die Radartechnologie sei damals neu gewesen. Und: Sie habe nicht mehr funktioniert, sagt Wipf. «Die Piloten wussten überhaupt nicht, wo sie waren.» Tragischerweise hätten dann 15 Flugzeuge Schaffhausen bombardiert, so Wipf weiter.
Eine fatale Gewohnheit
Fest steht: Während des Zweiten Weltkrieges ertönte in Schaffhausen über 500 Mal der Fliegeralarm. Meistens passierte nichts – die Bevölkerung gewöhnte sich daran.
Als der Alarm dann am 1. April 1944 gegen 11 Uhr morgens wieder einmal losging, retteten sich viele Schaffhauser nicht in die Luftschutzkeller. Stattdessen liefen sie auf die Strasse, um nachzuschauen, wo die Flieger waren. «Man hat dies schon fast als ‹Schauspiel› betrachtet», sagt Wipf dazu.
Hätten sich die Leute in Sicherheit gebracht, so hätte die Anzahl Toter um ein Drittel kleiner sein können, schätzt der Historiker.
Der damalige US-Präsident, Franklin D. Roosevelt, entschuldigte sich später bei der Bevölkerung von Schaffhausen für die irrtümliche Bombardierung. Die USA zahlten der Stadt als Wiedergutmachung 40 Millionen Franken.
Und so läuten auch in diesem Jahr wieder die Glocken in der Stadt am Hochrhein – zur Erinnerung an die Tragödie vom 1. April 1944.