Die Zahl der Flüchtlinge, die zurzeit von vielen Richtungen nach Europa ziehen, ist gross. Allein Deutschland rechnet dieses Jahr mit 800‘000 Asylsuchenden.
Auch in der Schweiz ist die Lage angespannt. Aber einen Ansturm gibt es vorläufig nicht. Das hat nebst verschiedenen Gründen auch mit den unterschiedlichen Richtungen zu tun, welche die Asylsuchende für ihre Flucht wählen.
Route über den Balkan oder das Mittelmeer
Über die Balkanroute kommen vor allem Menschen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan oder Irak. Diese Route ist seit vergangenem Juni im Fokus. Die Menschen ziehen bei dieser Route an der Schweiz vorbei.
Zu den Gründen meint Martin Reichlin, Sprecher Staatssekretariat für Migration: «Die Schweiz ist für diese Personengruppe kein primäres Zielland.» Das habe mit der Diaspora der Asylsuchenden zu tun. Solche Gemeinschaften seien in der Schweiz nicht so stark vertreten. Allerdings gebe es auch Ausnahmen, wie zum Beispiel die eritreische Diaspora in der Schweiz, so Reichlin.
Anders sieht das in deutschen Metropolen aus, beispielsweise in Berlin. Hier gibt es diese Diasporas für Syrer und Iraker. In diesen Ballungsgebieten können die Asylsuchenden leichter Fuss fassen. Arbeit finden sie unter anderem in Restaurants oder kleineren Betrieben ihrer Landsleute.
Keine Anzeichen für erneuten Anstieg
Stefan Schlegel vom Think-Tank «Forum Aussenpolitik foraus» benennt die Gründe: Die Einstiegsschwelle ist für Asylsuchende dort niedrig, wo diese Menschen auf grosse Städte stossen, die bereits über eine Diaspora von Landsleuten verfügen. Hier können sie ihre eigenen Fähigkeiten einbringen, da sie auf ein grosses Netzwerk mit angegliedertem Gewerbe zählen können.
Die Route ist eine Frage der Chancen, die die Asylbewerber sehen. Für die Schweiz bleibt derzeit die Mittelmeerroute bestimmend. Das Staatssekretariat für Migration sieht im Moment keine Anzeichen dafür, dass die Zahl der Asylgesuche erneut stark ansteigen könnte.