Insgesamt betreiben aktuell weltweit 40 Länder rund 400 Atomkraftwerke. Allein 2015 wurden zehn neue Reaktoren ans Netz angeschlossen, 65 sind derzeit im Bau. Stillgelegt oder im Prozess der Stilllegung befinden sich 131 Kernkraftwerke. Je nach Land ist die aktuelle Marschrichtung gänzlich verschieden:
USA
In keinem Land der Welt sind so viele kommerzielle Atomreaktoren in Betrieb wie in den USA (99). Es waren allerdings auch schon mehr – auf dem Höhepunkt 1990 lieferten in den USA 108 Reaktoren Strom. Und es wird weiter in die Technologie investiert: Zurzeit sind fünf neue Reaktoren im Bau. Im Schnitt sind US-Reaktoren rund 36 Jahre alt. Sie gehören damit zu den ältesten der Welt.
Frankreich
Kein Land der Welt setzt so stark auf Atomstrom wie Frankreich (Stromanteil: 77 Prozent). Nach Jahrzehnten fast uneingeschränkter öffentlicher Unterstützung für die Atomkraft hat die Regierung Hollande eine Wende eingeleitet. Noch 2016 soll das Parlament eine Reduktion des Atomstromanteils auf maximal 50 Prozent bis 2025 beschliessen. Die französische Nuklearindustrie befindet sich derweil in einer schweren finanziellen Krise.
Japan
In den letzten Monaten sind in Japan drei Reaktoren wieder hochgefahren worden, ein vierter folgt voraussichtlich in den kommenden Wochen. Nach dem Atomunfall im März 2011 in Fukushima waren alle Reaktoren vom Netz genommen und einer Überprüfung unterzogen worden. Regierung und Industrie wollen möglichst viele AKWs wieder ans Netz nehmen. In der Bevölkerung macht sich eine Opposition gegen diese Pläne breit.
China
Während sich die Atomkraft seit einigen Jahren weltweit eher auf dem Rückzug befindet, boomt sie in China. Acht der weltweit zehn Reaktoren, die 2015 in Betrieb genommenen wurden, befinden sich in China. Das Unglück von Fukushima hat diese Dynamik leicht abgeschwächt. Da das chinesische Atomprogramm relativ jung ist, wurde noch kein Reaktor stillgelegt.
Russland
Russland hat in den vergangenen Jahren versucht, sowohl die heimische Atomstromproduktion als auch den weltweiten Einfluss zu erhöhen – durch den Export russischer Atomreaktoren. Die Erneuerung der inländischen Reaktoren kommt derweil nur schleppend voran. Die russischen Reaktoren haben aktuell ein Durchschnittsalter von rund 31 Jahren – vergleichbar mit jenem in der EU.
Zum Vergleich: Die Schweiz und Deutschland
Schweiz
Nach dem Unglück von Fukushima hat der Bundesrat beschlossen, vorerst keine neuen AKWs zu bewilligen. In der Energiestrategie 2050, die derzeit in der parlamentarischen Beratung ist, soll dieser Beschluss verankert werden. Mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren sind die Schweizer AKWs die ältesten der Welt. 2019 soll der erste Reaktor, das AKW Mühleberg, vom Netz genommen werden.
Deutschland
Von 17 laufenden Atomreaktoren hat Deutschland deren acht unmittelbar nach dem Unglück von Fukushima abgeschaltet. Die übrigen neun sollen bis spätestens Ende 2022 vom Netz genommen werden.