Ausgestattet mit einer leuchtend roten Weste und einer Wärmebildkamera macht sich Thomas Schöpfer auf die Pirsch. Der Jagdaufseher von Seltisberg im Kanton Baselland hält sich das Nachtsichtgerät vor sein rechtes Auge; ausgerichtet auf ein altes Bauernhaus. Es ist schummrig, der Nebel hängt tief, die Strassenlaternen bringen etwas Licht ins Dorf. «Moment. Nein, nichts. Gehen wir weiter», sagt Schöpfer.
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Bild 1 von 3. Zu später Stunde auf der Suche nach Waschbären – die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv. Bildquelle: SRF/Martina Inglin.
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Bild 2 von 3. Jagdaufseher Thomas Schöpfer ist in bewohntem Gebiet ohne Waffe unterwegs – er will niemanden erschrecken. Bildquelle: SRF/Martina Inglin.
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Bild 3 von 3. Das Ziel: Die Waschbären aufspüren und gezielt Fallen aufstellen. Bildquelle: SRF/Martina Inglin.
Zwei Sichtungen von Waschbären habe es in der Gemeinde gegeben. Seither ist Wildtierhüter Schöpfer jede Woche auf Patrouille. Er will die Waschbären fangen.
Im Dorf geht Schöpfer ohne Waffe auf die Jagd. Seine Taktik: Den Waschbären auflauern. Und: Die Tiere später mit Fallen fangen.
Der Waschbär ist ein echtes Problem, weil er hier keine natürlichen Feinde hat.
Denn er weiss, was es bedeutet, wenn sich die Tiere ausbreiten. «Der Waschbär frisst junge Vögel. Aber auch Reptilien, wie Frösche. Er ist ein Allesfresser. Der Waschbär ist ein echtes Problem, weil er hier keine natürlichen Feinde hat.»
Aber nicht nur das: Bei einem Bekannten habe sich ein Waschbär in der Scheune eingenistet. Alles sei voll mit Kot. Der herzige Waschbär sei dann plötzlich nicht mehr so süss.
«Wer den Waschbären schon einmal in der Stube hatte, eingebrochen durch die Katzentüre, ändert seine Meinung ganz schnell. Es ist zwar ein schönes Tier, aber alle wollen es auch schnell wieder loshaben.»
Schöpfer richtet seinen Blick wieder in die Wärmebildkamera. Jetzt kommt Nervosität auf. «Was ist das da oben? Im Ernst?» Auf einem Baum, gleich neben einem Haus, leuchte etwas Weisses durch die neblige Nacht. Ist es ein Waschbär?
Ich bin Jäger. Und Jäger brauchen Geduld. Das ist eine Passion.
Schöpfer macht sich auf den Weg. Beim Baum muss er dann aber enttäuscht feststellen: Fehlalarm. «Ich sehe es nicht mehr.» Was hinter der Wärmequelle steckt, die auf Schöpfers Kamera angezeigt hat? Unklar.
Damit bleibt dieser nächtliche Rundgang ohne Erfolg. Doch Thomas Schöpfer will nicht aufgeben. «Ich bin Jäger. Und Jäger brauchen Geduld. Das ist eine Passion.» Darum macht er sich auch nächste Woche wieder auf den Weg durch Seltisberg.
Einzelne Gemeinden bekämpfen Waschbären erfolgreich
Wöchentliche Rundgänge und etliche aufgestellte Fallen – es ist viel Aufwand. Doch die Arbeit lohne sich, ist Schöpfer überzeugt. In anderen Baselbieter Gemeinden konnte man den Waschbären erfolgreich einfangen. 35 Tiere wurden allein im Jahr 2023 in Baselland gefangen und erlegt. Mit Zeit und Glück werde dies auch in Seltisberg gelingen.
«Manchmal ist man fünf Stunden unterwegs, sieht aber keinen einzigen Waschbären. Manchmal sieht man aber auch schon in der ersten Minute ein Tier.» Und so macht Thomas Schöpfer weiter, Woche für Woche. Solange er in Seltisberg unterwegs ist, ausgerüstet mit seiner Wärmebildkamera, muss sich der Waschbär warm anziehen.