Einen Hebel liegt dem Bundesrat mit der Revision des Ärztetarifs Tarmed vor. Falls sich die Tarifpartner nicht bis im Herbst einigen, kann er Änderungen anordnen. Berset will vor allem bei jenen Behandlungen ansetzen, die Spezialärzte ohne ersichtlichen Grund immer öfter durchführen.
Dabei soll es nicht bleiben. Der Gesundheitsminister sagt, er wolle ausländische Modelle zur Steuerung der Vielzahl neuer Leistungen prüfen. Als Vorbilder dienen in erster Linie Deutschland und die Niederlande.
Arztwahl auf dem Prüfstand
Die Niederlande beispielsweise haben ein stark zentralisiertes Gesundheitssystem, das aber den Wettbewerb begünstigt. Es gilt Vertragsfreiheit. Das heisst, dass die Krankenkassen nicht die Leistungen aller Ärzte vergüten müssen.
Für Berset ist das kein Tabu. «Die freie Arztwahl ist ein Punkt, der diskutiert werden muss», sagte er. Auch das Parlament macht Druck in diese Richtung. In der Bevölkerung aber dürften Einschränkungen bei der Arztwahl noch nicht mehrheitsfähig sein.
Die Abstimmung über Managed Care habe gezeigt, dass die meisten Prämienzahler ihren Arzt frei wählen wollten, sagte Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit.
Berset hat eine Expertengruppe eingesetzt, die vor allem aus Fachleuten aus den beiden europäischen Ländern besteht. Innerhalb eines Jahres will er konkrete Vorschläge präsentieren. Der Gesundheitsminister hat aber auch Erwartungen an die anderen Akteure im Gesundheitswesen.
Einfluss der Kantone
Die Kantone haben über die Ärzte-Zulassung und die Spitalplanung Einfluss auf die Kosten. Zudem können sie Globalbudgets festlegen. Die Krankenkassen sind Partei in den Tarifverhandlungen und verantwortlich für die Kostenkontrolle. Es sei erstaunlich, welche Kosten damit eingespart werden könnten, sagte Berset.
Ärzte und Spitäler schliesslich ruft er dazu auf, ihren Teil zur Verabschiedung eines neuen Ärztetarifs beizutragen und nur angemessene Behandlungen durchzuführen. «Das ist ein Appell an alle Beteiligte, ihren Beitrag zu leisten», sagte Berset.
Druck auf Medikamentenpreise
Der Gesundheitsminister erinnerte auch an die bisherigen Bemühungen des Bundes, die Gesundheitskosten zu dämpfen. Nach seinen Angaben konnten bei den Medikamenten in den letzten Jahren 600 Millionen Franken gespart werden. Damit gibt sich Berset aber nicht zufrieden.
Die Gesundheitskosten und Prämien werden steigen. Etwas anderes zu sagen, wäre unehrlich.
Die Medikamentenpreise sollen weiter gesenkt, die Vergütungen für medizinische Mittel angepasst und die Behandlungen auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Bei den Generika will der Gesundheitsminister ein Referenzpreissystem einführen und die Vertriebsmarge nicht kassenpflichtiger Medikamente senken.
Im Interview mit Radio SRF warnte Bundesrat Berset aber vor zu hohen Erwartungen. Die Kosten würden weiter steigen, man könne nur das Wachstum verlangsamen.