Der Bitcoin boomt. Rund 17'000 Franken ist ein Bitcoin heute wert – 20 Mal mehr als vor einem Jahr. Der steigende Kurs verleitet viele, in die digitale Währung zu investieren. Der Bitcoin ist nur die bekannteste dieser Kryptowährungen.
Die Stadt Zug hat sich früh als Bitcoin-Pionierin positioniert. Seit einem Jahr akzeptieren die Zuger Behörden Bitcoins. Beispielsweise für Gebühren auf der Einwohnerkontrolle oder beim Handelsregister – allerdings nur bis zu 200 Franken.
Zug nennt sich selbst das «Crypto Valley» – ein Silicon Valley für Kryptowährungen. Jetzt will die Stadt die Position noch ausbauen. Stadtpräsident Dolfi Müller sagt gegenüber der Rundschau: «Der Bitcoin ist eine Art Jungbrunnen für die Stadt». Und wenn daraus noch neue Arbeitsplätze entständen, sei das noch besser.
Neues Zentrum soll Unternehmen anlocken
Zug will Krypto-Firmen aus der ganzen Welt anziehen. Geplant ist ein neues Zentrum für Start-ups aus dem Krypto-Bereich. In einem Gebäude gleich beim Bahnhof werden Büroräume und ein Krypto-Café entstehen. Ausserdem hilft dieses «Crypto Lab» jungen Start-ups, Investoren zu finden.
Rund 100 Firmen aus dem Krypto-Bereich sollen deswegen nach Zug kommen. Das Zentrum wird durch ein Zuger Unternehmen realisiert. Die Behörden unterstützen die Pläne mit guten Rahmenbedingungen. «Die Stadt und der Kanton machen die Hintergrundmusik. Am Schluss gibt das eine gute Mischung, die Zukunft hat», sagt Stadtpräsident Dolfi Müller.
Die Strategie geht auf. Die ersten Firmen kommen bereits ins «Crypto Valley». Eine davon gehört dem Brasilianer Jaoquim Lambiza. Die Firma ist laut eigenen Angaben rund eine Milliarde schwer. «Kein Ort in Europa ist vorbereitet für Krypto-Firmen oder hat Behörden, die begreifen, was wir brauchen. Ausser Zug», so Lambiza.
ETH plant Krypto-Forschung in Zug
Die ETH forscht bereits zum Thema Blockchain – also der Technologie, die Bitcoin erst möglich macht. Gemäss Recherchen der Rundschau plant die Hochschule nun den Schritt ins «Crypto Valley».
«In Zug ist eine grosse Dynamik spürbar», sagt ETH-Präsident Lino Guzzella. Er bestätigt, die ETH sei im Gespräch mit Vertretern der Zuger Behörden und der Wirtschaft: «Die ETH beabsichtigt, mit Partnern in Zug zusammen zu arbeiten.»
Wie die Zusammenarbeit ausgestaltet werde, will die ETH noch nicht öffentlich machen. Dies sei noch Gegenstand weiterer Gespräche.
Kritik an den Zuger Behörden
Je verbreiteter der Bitcoin wird, desto lauter wird auch die Kritik an den Kryptowährungen. «Der Bitcoin ist eine Blase», sagt der Zuger Anlageberater Adriano B. Lucatelli. Er war einer der ersten Krypto-Kritiker. Es werde einige Leute mit Verlusten geben: «Die Erfahrung wird tränenreich sein».
Der Finanzexperte stört sich am «Crypto Valley»: «Zu einem gewissen Grad ist es gefährlich, wenn man Erwartungen schürt und den Eindruck erweckt, hier sei ein Eldorado.»
Digitale Währungen würden oft für Cyberkriminalität wie Hackerangriffe, Erpressungen oder andere kriminelle Aktivitäten verwendet, sagt Lucatelli. Dass die Stadt Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiere, sei ein falsches Signal: «Das zieht Leute an, die denken, hier könne man alles machen.»