Mit 30 Ständerat, mit 34 Landammann: Carlo Schmids politische Karriere war ein Senkrechtstart. In der kleinen Kammer – in den 1980er-Jahren eher ein Altherrenclub – erhielt er als jüngster Ständerat den Spitznamen «jüngster Greis».
Als Landamman im Grossen Rat von Innerrhoden haute er auch mal aufs Pult und donnerte: «Das haben wir jetzt schon jedes Jahr gehört!»
Er verstand sich als Wertkonservativer, kokettierte bisweilen damit. Zugleich konnte er von seiner konservativen Linie abschwenken. So sprach er sich fürs Frauenstimmrecht aus. Im Abstimmungskampf über den EWR-Beitritt der Schweiz trat er oft als Gegenspieler von Christoph Blocher auf.
Auch tanzte er ab und zu aus der Reihe. Vor den Bundesratswahlen 2003 kritisierte Schmid seine Partei. Er hielt es für einen Fehler, dass die CVP an einer Doppelvertretung im Bundesrat festhielt.
Am Ende seiner politischen Karriere erhält das Image von Carlo Schmid Kratzer. Im Raum stehen Mauschelei-Vorwürfe. Die Innerrhoder Regierung hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Ein Urgestein geht
2013 gibt Carlo Schmid seinen Rücktritt von der politischen Bühne bekannt. Nach 29 Jahren in der Innerrhoder Regierung wird er am 28. März die letzte Landsgemeinde als Landamman leiten. Der Abschied geht nicht ganz ohne Nebengeräusche über die Bühne.
Abschied von Bundesbern
Am 23. März 2007 nimmt Carlo Schmid zum letzten Mal an einer Sitzung des Ständerats teil. Nach 27 Jahren in der kleinen Kammer verabschiedet er sich von Bundesbern. Das politische Urgestein bleibt bescheiden: «Es wäre auch ohne mich gegangen.»
Vom UNO-Gegner zum -Befürworter
Die Schweiz hat zwei Mal über einen Beitritt zur UNO abgestimmt. 1986 zählt der damalige Ständerat Carlo Schmid zu den Gegnern. Beim zweiten Anlauf 2002 ist Schmid für einen Beitritt. Sein Hauptargument: «Wir können dabei sein, ohne die Neutralität zu verlieren.»
Nicht auf der Parteilinie
Die Bundesratswahlen am 10. Dezember 2003 werden für die CVP zur Richtungswahl. Im Vorfeld schliesst die Partei den Rückzug eines ihrer zwei Bundesratsmitglieder zugunsten von Christoph Blocher (SVP/ZH) kategorisch aus. Mit dieser Strategie sind aber nicht alle aus den Reihen der CVP einverstanden, unter ihnen Carlo Schmid.
Der Verzicht
1999 treten gleich zwei CVP-Bundesräte zurück. Im Gespräch als Nachfolger ist bald Carlo Schmid: langjähriger Ständerat mit Regierungserfahrung in Innerrhoden. Doch er lehnt ab: «Bundesratsambitionen hatte ich nie.»
Der Parteichef
1992 übernimmt Carlo Schmid das Ruder der CVP. Der 42jährige wird von der Delegiertenversammlung mit 321 von 326 gültigen Stimmen zum Nachfolger von Eva Segmüller gewählt. Für die CVP sei «nicht Parteiräson das wichtigste, sondern der Staat», sagt er in seiner Antrittsrede.
Der Kritiker
1990 wird die Parlamentarische Untersuchungskommission zur Klärung der Vorkommnisse um die Geheimarmee P-26 und den Nachrichtendienst (PUK EMD) eingesetzt. Carlo Schmid wird zum Präsidenten der PUK gewählt und geisselt die Versäumnisse und Schwachstellen im damaligen Militärdepartement – obwohl es ihn schmerzt.