Ab heute gelten schweizweit wieder strengere Regeln, um das Coronavirus einzudämmen. Im Unterschied zum Frühling 2020 bleiben die Schulen offen. Für die Vertreterin der Lehrpersonen, Dagmar Rösler, ist das richtig so. Es habe während des Shutdowns zu viele Kinder gegeben, die zu Hause nicht unterstützt worden seien.
SRF: Was war Ihre erste Reaktion, als Sie hörten, dass im Tessin eine Schule geschlossen werden muss, weil es viele Ansteckungen – auch mit der britischen Variante – gibt?
Dagmar Rösler: Natürlich bereitet uns das grosse Sorgen. Diese Fälle zeigen, dass auch Schulen, Kinder und Jugendliche betroffen sein können und dass unbedingt gehandelt werden muss.
Welche Massnahmen braucht es an den Schulen?
Für mich ist das flächendeckende Umstellen auf Fernunterricht die letzte mögliche Massnahme. Aber man könnte die Maskenpflicht vielleicht bereits in der fünften, sechsten Klasse verordnen. Die Sache mit den Schnelltests, das ist für uns eine Variante, die man prüfen muss. Und wir haben nun verlangt, dass Lehrerinnen und Lehrer privilegiert geimpft werden können, weil ja auch sie geschützt werden müssen.
Ab der fünften und sechsten Klasse kann man den Schülerinnen und Schülern die Maskenpflicht zumuten.
Stichwort Schnelltests: In Oberwil im Kanton Baselland sollen alle Schülerinnen und Schüler der ersten bis dritten Klasse und ihre Familienangehörige getestet werden. Ist das für Sie ein gangbarer Weg?
Ich habe zu wenig Kenntnisse über diese Tests. Aber das ist sicher eine Massnahme, die für uns gängig ist. Wenn sie so gezielt vorgenommen wird, ergibt das sicher Sinn.
Masken bei Primarschülern wären aus Ihrer Sicht auch zumutbar?
Ab der fünften und sechsten Klasse kann man es den Schülerinnen und Schülern zumuten, das muss man sich unbedingt überlegen. Bei den ganz Kleinen würde es sicher schwierig, dass sie sie richtig handhaben können.
Was wäre das Problem, wenn man generell wieder auf Fernunterricht umstellen würde?
Wir haben während es Lockdowns im Frühling Erfahrungen gesammelt. Vielerorts und bei vielen Schülerinnen und Schülern hat der Fernunterricht gut funktioniert. Aber wir haben auch gesehen, dass bis zu einem Drittel aller Schülerinnen und Schüler wenig bis nichts gelernt haben, einfach, weil sie zu Hause keinen Support erhalten haben, weil sie keinen Arbeitsplatz oder keine Ausrüstung haben, weil sie auf sich allein gestellt waren.
Kinder, die keine Unterstützung haben oder die nicht auf sich allein gestellt zu Hause bleiben sollten, sollten vielleicht zum Lernen in die Schule gehen können.
Und das hat uns natürlich Sorgen bereitet. Wir möchten es nicht noch ein zweites Mal erleben.
Aber wenn der Bundesrat dies beschliessen sollte: Was wären da flankierende Massnahmen, damit niemand mehr auf der Strecke bleibt?
Wir können aus der Erfahrungen lernen. Kinder, die keine Unterstützung haben oder die nicht auf sich allein gestellt zu Hause bleiben sollten, sollten vielleicht zum Lernen in die Schule gehen können. Allerdings weiss ich nicht, ob es vom Personal her möglich ist, dass sie speziell betreut werden. Und wenn die Schulen wieder offen sind, sollte dies ausgewertet werden und diese Kinder sollten eine zusätzliche Förderung erhalten. Das ist in meinen Augen im Frühling viel zu wenig passiert. Das sollte man uns zusichern.
Das Gespräch führte Roger Aebli.