Die Zürcher Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) hat im vergangenen Jahr 226 Betroffene in ihrem Opferschutzprogramm betreut. Noch nie sind so viele mutmassliche Opfer von Frauenhandel an die Fachstelle verwiesen worden. Dabei handelt es sich um 104 neue Fälle, die im Laufe des Jahres 2014 zur FIZ kamen, und um 122 weiterlaufende Fälle (2013: 113) aus den Vorjahren.
Das sei eine Zunahme von über 20 Prozent neuer Fälle gegenüber dem Vorjahr, teilt die FIZ mit. Dieser Anstieg bedeutet indes nicht, dass mehr Frauenhandel stattfindet, sondern dass mehr Opfer erkannt werden und Unterstützung erhalten.
Mehr Aufmerksamkeit – auf allen Ebenen
«Die Aufmerksamkeit für die Problematik ist gestiegen», bestätigt Rebecca Angelini von der FIZ die «vorsichtig positive Entwicklung» gegenüber SRF News. Es sei ein erhöhtes Interesse in der Öffentlichkeit spürbar. Auch, weil es das Thema Menschenhandel mittlerweile auf die politische Agenda geschafft habe: «Mit Simonetta Sommaruga gibt es eine Bundesrätin, die sehr aktiv ist. Auch im Nationalrat gibt es zahlreiche Vorstösse und auch die Medien berichten darüber.»
Zudem gebe es für angehende Polizisten mittlerweile spezifische Ausbildungen. «Diese Entwicklung spüren auch wir – denn es wird mehr aufgedeckt, mehr Fälle und Opfer werden identifiziert», so Angelini.
Zuletzt habe auch die Sensibilisierungsarbeit bei Freiern geholfen, schildert Angelini. So wendeten sich mitunter auch Stammkunden, die über längere Zeit zur gleichen Sexarbeiterin gingen, an die FIZ: «Sie merken, dass die Frau unter Druck arbeitet, Verletzungen hat, das ganze Geld abgeben muss. Sie kriegen ein schlechtes Bauchgefühl und wenden sich an uns.»
Viele Freier melden sich bei uns, wenn sie ein schlechtes Bauchgefühl haben.
Weiter seien zumeist Migrantinnen Opfer der schweren Straftat: «Seit Jahren stammen die meisten der Betroffenen aus Osteuropa, etwa Ungarn, Bulgarien oder Rumänien.» Dieses Jahr habe es aber auch vermehrt Fälle aus Thailand, auch aus Brasilien gegeben. Die länderspezifischen Zahlen hingen aber auch damit zusammen, in welchen Milieus die Polizei ermittle: «Gerade im thailändischen Milieu gab es einige kantonsübergreifende Interventionen, was sich auch unmittelbar in der Statistik niederschlägt», so Angelini.