Es sind die Schlagworte unserer Zeit: Klimawandel, Atomausstieg, Nachhaltigkeit. Modelle weisen Wege aus der Energiemisere. Aus der Schweiz stammt diese Vision: die 2000-Watt-Gesellschaft.
Was heisst das? Jeder Mensch sollte stündlich nur noch 2000 Watt verbrauchen. Nur so kann die Erde unser Konsumverhalten langfristig ertragen. Im Vergleich zu heute dürften wir nur noch ein Drittel der Energie nutzen. Betroffen wären Bedürfnisse wie Mobilität und Wohnen. Auch Ernährung und die Benutzung der Infrastruktur belasten unser Energiekonto.
2000-Watt-Gesellschaft: In der Stadt Basel wird diese Vision seit zehn Jahren getestet. Die Behörden kooperieren eng mit Forschungsanstalten, etwa mit den Eidgenössischen Technischen Hochschulen Zürich und Lausanne. Produktion und Verbrauch von Energie, das sind die grossen Themen. Die Partner suchen nach Ersatz für fossile Brennstoffe und Atomenergie. Und nach Möglichkeiten, Energie effizienter zu nutzen. Energieeffizienz, das bedeutet längeres Haushalten mit der gleichen Menge Energie.
Pilotprojekte in Basel
Es begann vor zehn Jahren in den Bereichen Bauen und Mobilität. Die Stadt unterstützte 30 Bauprojekte – Sanierungen und Neubauten mit Vorbildcharakter. Der Koordinator für das Basler Gesamtprojekt, Dominik Keller, hält Sanierungen für besonders wichtig. Denn: «Wir haben einen alten Gebäudestand. Nur gerade ein Prozent wird pro Jahr saniert.»
Beispiel: Mitten in Basel an der Güterstrasse steht ein Mehrfamilienhaus aus den 1950er Jahren. Jetzt ist es ein Pionierbau. Die Wände sind vakuumisoliert, auf dem Dach steht eine Photovoltaikanlage. Die Mieter verzichten auf einen eigenen Tiefkühler. Im Eingang steht einer für alle. Es ist das erste Mehrfamilienhaus im Kanton, das nach dem Minergie-P-Standard saniert wurde.
Zur 2000-Watt-Gesellschaft gehört eine nachhaltigere Mobilität. Hier setzt das Labor Basel auf neue Fahrzeugtechnologien und alternative Treibstoffe. Bis in zwei Jahren sollen hundert Erdgas-Taxis in Basel verkehren. Bisher sind es dreiundzwanzig. Bei den Kunden kommt das Projekt gut an. Einziger Wermutstropfen: Die Taxis kämpfen noch mit technischen Problemen.
Seit kurzem setzen ganze Areale in Basel auf den 2000-Watt-Standard. Ein Paradebeispiel ist das Industrieareal Gundeldinger Feld. Die 70 Mieter – zumeist Firmen – verpflichten sich vertraglich, Energie zu sparen. Das bedeutet: 18 Grad Raumtemperatur auch im Winter. Das bedeutet: nur kaltes Wasser auf den Toiletten. Das bedeutet: keine energiefressenden Lichtquellen. Das bedeutet: keine Parkplätze auf dem Areal.
Verhalten muss geändert werden
Ein Haus, ein Fahrzeug, ein Areal. Das sind die drei Bausteine für die 2000-Watt-Gesellschaft. Aus technischer Sicht liesse sich der Alltag bereits heute mit etwa der Hälfte der zur Verfügung stehenden Energie bestreiten. Doch da ist der Faktor Mensch.
Dominik Keller appelliert an die Bescheidenheit. Das Verhalten müsse angepasst werden. «Stellen Sie sich ein sparsames Auto vor. Wenn der Fahrer es immer im ersten Gang fährt, dann ist die Ersparnis gleich Null.»