Massenflucht aus Ungarn
Der Volksaufstand begann am 23. Oktober 1956. Studenten forderten eine demokratische Veränderung in Ungarn. Die Regierung liess daraufhin in die Menge schiessen. In der Folge kommt es zu einer Massenflucht aus dem Land in den Westen. Die meisten Flüchtlinge nahm das seit 1955 nicht mehr besetzte Österreich auf. Im Raum Wien wurden Flüchtlingslager eingerichtet. Da Österreich nicht alle Emigranten aufnehmen konnte wurden die Flüchtlinge auf andere Staaten verteilt. Tausende erreichten so die Schweiz. Die Exil-Ungaren fanden hier eine zweite Heimat und sind bis heute dankbar für die Solidarität, welche die Schweiz damals an den Tag legte. Davon zeugt auch eine Erinnerungstafel vor dem Fraumünster in Zürich.
Herzlich willkommen
In der Nacht zum 21. August 1968 überrollten Panzer des Warschauer Paktes die Tschechoslowakei. Als Reaktion auf die Besetzung des Landes verliessen zehntausende Menschen die Tschechoslowakei. Zahlreiche Tschechen und Slowaken flüchteten auch in die Schweiz. Die Flüchtlinge waren in erster Linie Facharbeiter und Intellektuelle. Da zu dieser Zeit in der Schweiz ein gewisser Mangel an solchen Arbeitskräften bestand, waren die Emigranten vor allem in der Basler Pharmaindustrie herzlich willkommen.
Zuerst gehasst, dann beliebt
Der Bürgerkrieg in Sri Lanka in den 1980er-Jahren hat zu einem Flüchtlingsstrom der Tamilen geführt. Zahlreiche Tamilen flüchteten in die Schweiz. Mittlerweile lebt in der Schweiz die zweitgrösste Exiltamilen-Gemeinde in der Schweiz. Zunächst wurden die tamilischen Flüchtlinge wenig akzeptiert und als billige Arbeitskraft ausgenützt. Inzwischen werden die Tamilen geschätzt. Die Schweiz ist zudem eine der wichtigsten Drehscheiben der Tamil Tigers, der tamilischen Separatistengruppe auf Sri Lanka. Vor allem bei der zweiten Generation der Exiltamilen findet nun eine Radikalisierung nach dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs 2009 statt.
Gut 360'000 Ex-Jugoslawen leben in der Schweiz
Der Zerfall Jugoslawiens ab 1991 führte zu zahlreichen Flüchtlingsströmen auch in die Schweiz. Die Jugoslawienkriege waren die Folge von verschiedenen Unabhängigkeitserklärungen des damaligen Vielvölkerstaates. In der Schweiz leben laut dem Bundesamt für Statistik gut 360'000 Personen aus Ex-Jugoslawien (Stand: 2000). Die Kriegsverbrechen, welche im ehemaligen Jugoslawien begangen wurden, werden seit 1993 durch einen internationalen Strafgerichtshof in Den Haag untersucht. Die Chefanklägerin war bis 2008 die Schweizerin Carla Del Ponte.
Wichtigste albanische Diaspora
Die Albaner in der Schweiz sind seit den 1990er-Jahren einer der grössten Ausländergruppen der Schweiz. Sie stammen meist aus dem Kosovo und aus Mazedonien. Bei der Volkszählung im Jahr 2000 werden die Kosovo-Albaner auf 170'000 geschätzt. In den 1990er-Jahren stieg die Zahl der Emigranten rasant an, als die Lage im Kosovo schwieriger wurde. Heute ist die kosovo-albanische Bevölkerung in der Schweiz mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konfrontiert.
Flüchtlinge aus Nordafrika
Nach einer Serie von Protesten, Aufständen und Revolutionen in der Arabischen Welt seit Dezember 2010 ist es zu zahlreichen Flüchtlingsströmen, welche meist über die italienische Insel Lampedusa in den EU-Raum gelangen. In der Folge werden auch die Schweizer Grenzbehörden mit der Asylproblematik von Emigranten aus Nordafrika konfrontiert. Im April 2011 beantragten die Tessiner Grenzbehörden erstmals Hilfe vom Bund, um den Ansturm der Flüchtlinge Herr zu werden.
Inhalt
Schweiz Die Schweizer Asylpolitik – ein Blick zurück
Die Asylthematik ist seit jeher in der Schweiz ein polarisierendes Thema. Während sich rechts-bürgerliche Kreise eine Verschärfung der Asylpolitik wünschen, befürchtet die Linke negative Folgen für die Flüchtlinge. Ein Blick auf zentrale Stationen seit den 1950er Jahren.
agenturen/SRF 4 News, 06.01., 18:00 Uhr/horm; godc