Das stattliche alte Schulhaus am Dorfrand des Weilers Schafhausen in der Emmentaler Gemeinde Hasle bei Burgdorf (BE) wird in eine Unterkunft für 150 Asylbewerber umfunktioniert. Ende Oktober wird das Haus bezogen.
Protest-Demonstration
Die Schafhauser erfuhren erst vor ungefähr einer Woche davon. So hat es der Gemeinderat mit dem Kanton eingefädelt.
Die Bevölkerung reagierte am vergangenen Wochenende mit einer spontanen Protest-Demonstration. Diese wiederum fand landesweites Echo in den Medien.
10,9 Millionen Menschen sind auf der Flucht und wir wagen es, uns über 150 Asylsuchende zu beschweren!
Anfang Oktober haben beide Parteien ein eigenes Facebook-Profil errichtet. Seither tobt in den sozialen Medien eine heftige Auseinandersetzung.
Diese Zahl ist für unser Dorf einfach nicht tragbar!
«Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt – ohne eine Frist, damit wir uns wehren können», schreiben die Gegner, welche gegen die Behörden mobil machen. «Vielleicht können wir die Zahl der Asylbewerber minimieren – denn diese Zahl ist für unser Dorf einfach nicht tragbar!» Schafhausen hat etwa 120 Einwohner. Mit den Asylbewerbern würde diese Zahl mehr als verdoppelt.
Während die Gegner ihre Fans zur Mässigung aufrufen und rassistische Kommentare löschen, posten die Befürworter die rassistischen Kommentare ihrer Gegner. Und von denen gibt es genug – sie beinhalten auch Morddrohungen an die Asylbewerber. Die bernische Staatsanwaltschaft hat bereits ein Verfahren eingeleitet wegen möglichen Verletzungen der Rassismus-Strafnorm.
Einwohner distanzieren sich von Hass-Tiraden
Die Einwohner des Weilers fühlen sich verraten. «Wir sind alle von diesem kurzfristigen Entscheid überrumpelt worden», sagt eine Frau am Bahnhof. Eigentlich, sagt ein anderer Einwohner, gehe es gar nicht mehr um die Flüchtlinge. Sondern um die Art und Weise, wie die örtlichen Behörden der Bevölkerung die Umnutzung des Schulhauses aufs Auge gedrückt hätten.
Der tiefe Groll auf den Gemeinderat ist allgegenwärtig. «Wir sind hier überfahren worden», sagt SVP-Ortsparteipräsident Urs Grossenbacher.
Einige distanzieren sich von den heftigen Reaktionen in sozialen Medien. Die Hass-Tiraden seien ungewöhnlich für das kleine Dorf. «Ich kenne hier niemanden, der so extrem reagiert», sagt die Frau vom Bahnhof. Was im Internet abgeht, sei nur noch primitiv.
Derweil gerät die SVP unter Beschuss. Bei der Protest-Demo am Wochenende war sie an vorderster Front dabei. Im Internet sieht sie sich mit der Beschuldigung konfrontiert, sie schüre Fremdenhass und Ablehnung. «Wir in Schafhausen sind keine Rassisten», entgegnet Ortspräsident Grossenbacher.
Gemeinde gesteht Fehler ein
Bei Asylunterkünften wird nie im Voraus gefragt. Aber bei der rechtzeitigen Information der Bevölkerung hätte die Gemeinde einen Fehler gemacht, gesteht Gemeindepräsident Walter Scheidegger ein.
Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass der Ertrag aus der Vermietung des Schulhauses in der darbenden Gemeindekasse willkommen ist, zumal man das Haus seit einem Jahr nicht verkaufen konnte. Ob es wie berichtet 200'000 Franken sind, mag der Gemeindepräsident nicht bestätigen.