- Für das Dorf Bondo im Bergell ist die Bergsturz-Gefahr nicht vorbei: Laut Geologen kann sich jederzeit eine weitere Million Kubikmeter Gestein vom Piz Cengalo lösen.
- Erste ausführliche Messungen wurden durchgeführt. Davon erhofft man sich, Zeitpunkt und Ausmass weiterer Ereignisse besser abschätzen zu können.
- Nach dem riesigen Bergsturz von Bondo mit mutmasslich acht Opfern ermittelt nun die Polizei.
Die Anwohner von Bondo müssen sich weiter gedulden, bis sie in ihr Dorf zurückkehren können. Zu gross ist die Gefahr vor weiteren Bergstürzen und damit auch Murgängen.
Felsabbruch jederzeit möglich
Nach Aussagen verschiedener Experten von Kanton und Bund ist am Piz Cengalo eine weitere Million Kubikmeter Fels in langsamer Bewegung. Stündlich regnet es Steine und auch ein massiver Felsabbruch ist jederzeit möglich.
Gefahr geht aber auch von den abgestürzten Felstrümmern aus, die sich im Val Bondasca häuserhoch türmen. Das Abbruchmaterial kann offenbar jederzeit in Bewegung geraten.
Geologen haben derweil mit Radar und Laser den Piz Cengalo vermessen. Direkt in die Gefahrenzone hinein konnten die Experten jedoch nicht.
Acht Menschen verschollen
Die Räumungstrupps versuchen nun, das gefüllte Auffangbecken für Gestein und Geschiebe zu leeren, welches das Dorf vor Murgängen schützt. Die Gefahr weiterer Felsstürze und Gerölllawinen scheint relativ hoch. Darum sollen wieder Auffangreserven geschaffen werden.
In dem völlig verwüsteten Gebiet waren am Mittwoch etwa vier Millionen Kubikmeter Fels zu Tal gedonnert und hatten sich im Tal viele Meter hoch aufgetürmt. Seither werden acht Wanderer vermisst. Die Suche nach ihnen wurde am Samstag abgebrochen.
Waren Warnungen ausreichend?
Die Ermittler ermitteln nun, ob die Touristen ausreichend gewarnt waren: «In dem Zusammenhang wird besonders der Frage nachgegangen, ob genug auf die Naturgefahren hingewiesen wurde», sagte eine Sprecherin der Kantonspolizei Chur. «Die Staatsanwaltschaft ist informiert, und die Ermittlung wird von der Polizei durchgeführt.»
Die Bürgermeisterin des besonders betroffenen Ortes Bondo hatte zuvor eine Mitverantwortung zurückgewiesen. Das Dorf habe alles getan, um Todesfälle infolge von Erdrutschen zu verhindern, sagte Anna Giacometti.
Warnschilder aufgestellt
Nach Aussagen von Giacometti gegenüber verschiedenen Medien hatte die Gemeinde an Wanderwegen Schilder aufgestellt, welche vor einer Lebensgefahr durch einen Felssturz oder Steinschläge warnten. Und offenbar war mindestens ein Wanderweg gesperrt.
An Besitzer von Maiensässen im Val Badosca wurden Warnbriefe verschickt. Offenbar war für ein paar Maiensässe sogar ein Betretungsverbot ausgesprochen worden. Diese Massnahmen erwiesen sich am Unglückstag als zentral. Die gewaltige Gerölllawine nach dem Bergsturz walzte ein Dutzend Maiensässe nieder, ohne dass nach bisherigen Erkenntnissen dort jemand zu Schaden kam.