Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft hat zehn Anträge auf Untersuchungshaft gestellt. Unter anderem auch gegen drei Polizisten.
Zwei der fünf Zürcher Milieu-Polizisten sind wieder auf freiem Fuss. Sie waren am Dienstag festgenommen worden. Die Oberstaatsanwaltschaft liess unter anderem den stellvertretenden Leiter der Fachgruppe Milieu/Sexualdelikte nach einer Befragung gehen. Dies sagte sein Anwalt Valentin Landmann zu «SRF».
Festnahmen nach Razzia
Landmann sagte, der Offizier sei vom Vorwurf der Begünstigung entlastet worden. Er könne seine Stelle wieder ungehindert antreten. Dem widerspricht der Sprecher der Zürcher Stadtpolizei Marco Cortesi: Mit den beiden betroffenen Mitarbeitern sei eine Vereinbarung getroffen worden. «In den nächsten zehn Tagen werden sie zu ihrer Entlastung nicht arbeiten.» Die Massnahme sei aus fürsorgerischen Überlegungen des Kommandanten erfolgt. Wie es danach mit den Mitarbeitern weitergeht, ist zur Zeit noch nicht klar. Zuerst müssten «Fakten auf den Tisch», so Cortesi.
Dem stellvertretenden Leiter der Fachgruppe Milieu/Sexualdelikte war vorgeworfen worden, er habe auf Hinweise für unkorrektes Verhalten nicht adäquat reagiert. Obwohl er wieder auf freiem Fuss ist, ist er noch nicht aus dem Schneider: Laut der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen auch gegen die beiden freigelassenen Sittenpolizisten weiter.
Die fünf Polizisten waren nach einer Razzia im Zürcher Langstrassenquartier festgenommen worden. Den Mitarbeitenden der Fachgruppe Milieu/Sexualdelikte wird Bestechung, Begünstigung und Amtsmissbrauch sowie weitere Delikte vorgeworfen.
Laut der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft war man unter anderem dank Hinweisen der Stadtpolizei auf die Fährte der Polizisten gekommen. Bei den fünf Polizisten fanden am Dienstag Hausdurchsuchungen statt.
Schweigen mit Sex erkauft
Die drei Polizisten, die in U-Haft müssen, stehen unter anderem im Verdacht, gegen Annahme von Vorteilen geheime Daten weitergegeben und auf Verzeigungen verzichtet zu haben.
Ferner stehen sie im Verdacht, Personen aus dem Milieu vor geplanten Polizeikontrollen gewarnt zu haben. Dies teilweise gegen sexuelle Dienstleistungen und/oder Gratiskonsum von Getränken und Essen in unterschiedlichen Lokalitäten. Sämtliche beschuldigten Personen bestreiten die gegen sie erhobenen Vorwürfe grösstenteils oder verweigern die Aussage.
Die Staatsanwaltschaft hat bei sechs der neun im «Chilli's» festgenommenen Personen Antrag auf Untersuchungshaft gestellt, eine Person ist entlassen worden. Zwei weitere Personen werden wegen Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz verzeigt.
Den beschuldigten Personen wird in unterschiedlichem Ausmasse vorgeworfen, Kreditkarten von Gästen und Freiern belastet zu haben für Leistungen, die nicht erbracht worden sind.
Weitere Auskünfte will die Oberstaatsanwaltschaft derzeit nicht geben. Für alle beteiligten gelte die Unschuldsvermutung, heisst es in der Mitteilung.
Der zuständige Polizeivorsteher Richard Wolff (AL) zeigte sich nach den Festnahmen geschockt. Er habe zwar seit Längerem von den Ermittlungen Kenntnis gehabt. Worum es konkret ging, habe er aber nicht gewusst.