Das schweizerische Berufsbildungssystem ist im internationalen Vergleich eine Besonderheit. Die berufliche Grundbildung kann in der Schweiz in einem Unternehmen (duale Ausbildung) oder in einer Berufsschule mit vollschulischer Ausbildung absolviert werden. Die duale Ausbildung besteht aus einer praktischen Ausbildung im Lehrbetrieb und einer theoretischen Ausbildung in einer Berufsschule.
Vollzeitschulen in lateinischer Schweiz auf Vormarsch
In der französischen und italienischen Schweiz bevorzugt allerdings ein Viertel der Lehrlinge Vollzeitschulen. In der Deutschschweiz sind es nur vier Prozent. Hingegen ist in der lateinischen Schweiz der Anteil der Berufsfachschulen mit vollschulischer Ausbildung auch grösser als in der Deutschschweiz, wie eine neue Broschüre des Bundesamts für Statistik (BFS) über die Bildungsinstitutionen der Schweiz zeigt.
2016/17 erreichte der Anteil der Vollzeitschulen in der Westschweiz 46 Prozent, in der italienischen Schweiz 36 Prozent und in der Deutschschweiz 24 Prozent. In der rätoromanischen Schweiz gibt es nur eine Schule mit dualer Ausbildung und eine mit vollschulischer Ausbildung.
Grosse Unterschiede bei den Sonderschulen
Wenn es um die schulische Ausbildung geht, gibt es noch andere auffällige Differenzen zwischen den Landesgegenden. So weist Genf einen ausserordentlich hohen Anteil an Sonderschulen auf: Fast 20 Prozent der obligatorischen Schulen sind Schulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Das erklärt sich zum Teil aus dem hohen Ausländeranteil im Kanton.
Auch das Tessin und der Jura haben eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Sonderschulen. Das muss aber nicht unbedingt heissen, dass diese Kantone einen anormal hohen Anteil an besonders förderungsbedürftigen Schülern hätten. Denn in Genf, dem Tessin und dem Jura sind die Sonderschulen deutlich kleiner als in anderen Kantonen – häufig mit weniger als 20 Schülern, schreibt das BFS; das dürfte die Statistik etwas verfälschen.
In sieben Kantonen liegt der Anteil der Sonderschulen an der obligatorischen Schulen unter drei Prozent: Basel-Stadt, Wallis, Uri, Nidwalden, Thurgau und Graubünden; das nationale Mittel beträgt 4,5 Prozent. Gar keine Sonderschule ist in Appenzell-Innerrhoden zu finden: Schüler mit besonderen Bedürfnissen gehen in die benachbarten Kantone Appenzell-Ausserrhoden und St. Gallen.
Privatschulen variieren je nach Kanton
In der Schweiz sind 88 Prozent der Schulen öffentlich. Dazu wird rund ein Drittel der Privatschulen subventioniert. Auch bei der Verteilung der Privatschulen zeigen sich grosse kantonale Unterschiede. Von den erfassten 1291 Privatschulen verteilten sich die Hälfte auf die Kantone Zürich, Waadt, Basel-Stadt, Schwyz, Genf und Zug. Diese sechs gehören zu den acht Kantonen mit der höchsten Kaufkraft pro Einwohner.
Auf der Primarstufe spielen private, subventionierte Schulen – ausser bei Sonderschulen – kaum eine Rolle. Wohl aber die unsubventionierten Privatschulen: Hier variiert der Anteil zwischen einem Prozent in Graubünden und 22 Prozent in Genf.
Auf Sekundarstufe II sind die Differenzen noch grösser: In der Waadt sind fast die Hälfte der Sek-II-Schulen privat und unsubventioniert, während es in Uri, Nidwalden und den beiden Appenzell auf dieser Stufe nur öffentliche Schulen gibt.