Seit Bestehen des Bundesstaates ist es noch nie zu einer Kantonsfusion gekommen. Dass die Bevölkerung sich damit schwer tut, sieht man am Beispiel Genf-Waadt. 2002 lehnten die jeweiligen Bevölkerungen den Zusammenschluss ihrer Kantone mit rund 80 Prozent ab. 1969 lehnte das Volk in Basel-Landschaft eine neue Kantonsverfassung ab, die eine Wiedervereinigung mit Basel-Stadt vorsah.
Mentalitätsunterschiede und die Verwurzelung werden als Gründe geortet, warum die Bevölkerung sich nicht einfach auf solche Kantonsfusionen einlässt. Kantone würden dabei den kulturell-identitären Bezugsrahmen bilden, so der Politologe Andreas Ladner in einem Vortrag zur «Neuordnung der Schweiz».
Doch trotz des schwierigen Standes von Kantonsfusionen setzten einige Experten weiterhin auf eine Neugliederung der Schweiz – und machen ein wachsendes Spannungsverhältnis zwischen funktionalen Räumen und administrativen Grenzen geltend. 75 Prozent der Bevölkerung leben mittlerweile in der Agglomeration, dem wichtigsten funktionalen Raum.
«26 Kantone sind zu viel»
Pierre-Alain Rumley, ehemaliger Direktor des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) und Professor an der Uni Neuenburg, setzt sich seit Jahren für eine Schweiz mit nur neun Kantonen ein. Dies aus Gründen der Effizienz und der Kosten.
In seinen Augen scheinen 26 Kantone heutzutage zu viel – 9 bis 13 Kantone wären ausreichend. Grenzen und kantonale Kompetenzen stimmten nicht mehr mit der Realität überein, ist er überzeugt. Denn die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen sei bereits sehr intensiv, beispielsweise zwischen Basel-Stadt und Basel-Land. Hunderte Kooperationsverträge existierten zwischen den Kantonen. Auch wenn Rumley eine Karte mit neun Kantonen entworfen hat, sind seiner Meinung nach auch viele andere Varianten möglich.
Die Abstimmung beider Basel am 28. September wird zeigen, ob die Bevölkerung mittlerweile empfänglicher für Gebietsreformen in der Schweiz ist.