Am Anfang gab es für Satriamanu Yulianto keinen Zweifel: Ich mache Militär. Er gab sich schon bei der Aushebung Mühe und fällt den Vorgesetzten positiv auf in der Rekrutenschule. «Ich war ein gefundenes Fressen für meine Ausbildner und es war ein Einfaches für sie, mir ein Weitermachen im Militär schmackhaft zu machen», erzählt der heute 24-jährige Berner.
Ich war ein gefundenes Fressen.
Die Ausbildung zum Hauptfeldweibel, einem höheren Unteroffiziers-Grad, macht dem gelernten Polymechaniker Spass. Und sein Umfeld ist stolz auf ihn – insbesondere sein Vater, der aus Indonesien stammt, einem Land, in dem die Armee bis heute eine wichtige gesellschaftliche und politische Rolle spielt.
Viele Leerläufe und schlechte Erfahrungen
Im ersten WK aber kommen die Zweifel. Hauptfeldweibel Yulianto stellt sich mehr und mehr die Sinnfrage: «Es lief im Wesentlichen so: Man wartet, um zu ‹seckeln› und man ‹seckelte› um nachher wieder zu warten.»
Zudem bekommt er Mühe mit seiner Rolle: Gegenüber den Soldaten muss er Disziplin durchsetzen, von oben aber wird er kritisiert. «Ich wurde immer wieder zusammengestaucht – auch vor meinen eigenen Soldaten. Das war einfach demütigend».
«Rabatt» für Militär-Kader
Yulianto sucht den Ausweg. Am obligatorischen Zivildienst-Einführungstag erfährt er, dass er als höherer Unteroffizier von einem «Rabatt» profitiert. Er muss nicht das 1,5-fache der verbleibenden Diensttage Zivildienst leisten, sondern nur das 1,1-fache. Yulianto bekommt die Zulassung und meldet sich telefonisch für den nächsten WK beim Kommandanten ab.
Wechsel unattraktiv machen
Die wichtigsten der geplanten Verschärfungen beim Zivildienst zielen genau auf Leute wie Yulianto. Der Faktor 1,5 für die Diensttage soll in Zukunft auch bei Offizieren gelten.
Eine «Denkpause» von einem Jahr zwischen Gesuch und Zulassung soll der Armee genug Zeit geben, die Wechselwilligen noch umzustimmen. Und schliesslich soll es neu die Mindestzahl von 150 Zivildiensttagen gelten.
Wirkung wahrscheinlich
Armee und Bundesrat erhoffen sich von diesen Massnahmen einen substanziellen Rückgang bei den Neuzulassungen zum Zivildienst – damit die für die Armee nötige Mindestzahl von jährlich 18'000 Rekruten langfristig gesichert ist.
Gut möglich, dass sich der eine oder andere dann sagt, da beisse ich lieber durch.
Satriamanu Yulianto kann sich gut vorstellen, dass die neuen Regeln ihre Wirkung nicht verfehlen. «Der eine oder andere sagt dann wohl, da beisse ich lieber durch.»
Befriedigender Einsatz im Altersheim
Yulianto bereut den Wechsel nicht. Was er jetzt mache, empfinde er als viel sinnvoller. Seinen Dienst leistet Yulianto in einem Altersheim bei Bern. Er hilft dort im Hausdienst, entlastet die übrigen Mitarbeitenden und hat immer mal wieder Zeit für Plaudereien mit den Altersheimbewohnerinnen und -bewohnern. «Das ist für mich nicht mit dem Militär vergleichbar. Hier mache ich etwas für die Gesellschaft und die Leute schätzen das.»