Das Wichtigste in Kürze
- Die Geothermie zur Stromgewinnung steht weltweit erst am Anfang ihrer Entwicklung.
- Mit dem Energiegesetz erhält die Geothermie ab 2018 mehr Geld vom Bund.
- Wie es um die künftige Akzeptanz der Technologie bei der Bevölkerung und bei Investoren steht, ist derzeit offen.
Sauber, unerschöpflich, nahezu CO-frei und immer vorhanden: Energie aus dem Bauch der Erde hat viele Vorteile. Doch während sich Geothermie für die Wärmegewinnung schweizweit durchgesetzt hat, ist man beim Strom noch nirgends. Denn für Strom muss man tiefer bohren als für Wärme. «Bei der Tiefengeothermie bohren wir direkt ins Gebirge», sagt Willy Gehrer, Co-Präsident des Dachverbandes Geothermie Schweiz.
Dabei kann es passieren, dass die Erde bebt. Bei Testbohrungen in Basel und St. Gallen ist genau dies geschehen, die Projekte wurden abgebrochen.
Am Anfang der Entwicklung
Auch weltweit stehe die Tiefengeothermie noch ganz am Anfang der Entwicklung, sagt Gehrer. Dennoch erwartet der Bund, dass die Schweiz bis 2050 rund 4,4 Terrawattstunden Strom aus dieser Technologie gewinnen könnte. Das entspricht sieben Prozent des Schweizer Stromverbrauchs.
«Ein sehr ehrgeiziger Plan», sagt sogar der Branchenvertreter Gehrer. Ehrgeizig, aber nicht unmöglich: Denn die Schweiz engagiere sich stark in der Forschung. Zum Beispiel führe man im Grimselkraftwerk Versuche durch, wie die Erdbeben minimiert werden könnten.
Erkundungsbohrungen sind nötig
Neuen Schwung verspricht sich der Branchenvertreter auch vom Energiegesetz, das 2018 in Kraft tritt – die Geothermie erhält ab dann mehr Geld vom Bund. Dieses ist unter anderem für Erkundungsbohrungen vorgesehen, mit denen der Schweizer Untergrund besser erkundet werden soll. «Die Schweiz hat im Gegensatz zu anderen Ländern keine Vergangenheit in der Gas- oder Erdölförderung, und deshalb ist nur wenig über den tiefen Untergrund bekannt», sagt Gehrer.
Konkrete Pläne für Bohrungen gibt es aktuell etwa im Kanton Jura. Dieses Projekt sei ausschlaggebend für die Weiterentwicklung der Tiefengeothermie in der Schweiz, sagt Sabine Hirsbrunner vom Bundesamt für Energie. «Für die Ausschöpfung des Potenzials der Geothermie ist entscheidend, dass dieses Projekt erfolgreich ist.»
Akzeptanz ist fraglich
Das Projekt in Haute-Sorne wird jedoch durch Einsprachen blockiert. Das zeigt: Die grösste Hürde der Geothermie ist die Akzeptanz. Zum einen bei der Bevölkerung: Für 4,4 Terrawattstunden bräuchte es in der Schweiz rund 110 Kraftwerke. Weitere Einsprachen wären vorprogrammiert. Grosse Stromkonzerne wie Axpo oder Alpiq sind bereits abgesprungen. Zum anderen: Es müssten sich Kantone oder Stadtwerke engagieren.
Was der Bund als Potenzial für den Strom aus der Erde vorrechnet, bleibt vorerst also vor allem eine Vision.