Die Initiative zur Ernährungssicherheit des Schweizerischen Bauernverbandes und die Initiative der Jungsozialisten gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln sind bereits zustande gekommen. Noch diesen Monat wird der Bundesrat seinen Gegenvorschlag zur Ernährungssicherheitsinitiative vorstellen. Und gegenwärtig sammeln auch die Grünen und die alternative Bauernvereinigung Uniterre Unterschriften für zwei weitere Volksbegehren. Gleich fünf Vorstösse zur Landwirtschaftspolitik also, über die dereinst das Volk entscheiden könnte.
Für Adrian Krebs, Mediensprecher des Forschungsinstitutes für Biologischen Landbau FIBL, kein Zufall: «Die Menschen wissen nicht mehr recht, woher die Produkte kommen. Industrialisierung, Massentierhaltung, Nahrungsmittelskandale sind Themen, die die Leute beschäftigen.»
Das Thema wird «politisch ausgeschlachtet»
In dieser Situation besinne man sich wieder vermehrt auf einheimische, oder wenigstens im Ausland fair produzierte Lebensmittel: «Sozial und tiergerecht produzierte Nahrungsmittel sind im Trend, zumindest für das Festessen. Dieser Umstand wird natürlich politisch auch ausgeschlachtet.»
Sozial und tiergerecht produzierte Nahrungsmittel sind im Trend [...] Dieser Umstand wird natürlich politisch auch ausgeschlachtet.
Die Bauernvertreter im Parlament haben dies in der letzten Budgetdebatte bereits zu ihren Gunsten nutzen können. JUSO und Grüne erhoffen sich mit ihren Initiativen Rückenwind für den Wahlkampf in diesem Jahr. Und der Bauernverband will die einheimische Nahrungsmittelproduktion ankurbeln.
Bauern wollen einheimische Produktion stärken
Die Bauern seien zwar wichtige Landschaftspfleger, betont Bauernverbandspräsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter, aber vor allem eben Unternehmer: «Für uns sind die Produktion und der Verkauf der Produkte ungefähr drei Mal höher als die Direktzahlungen. Daher hat für uns der Markt eine sehr entscheidende Bedeutung.»
Dieser soll mit der Initiative zur Ernährungssicherheit noch einmal gestärkt werden. Der Wortlaut ist zwar recht vage und geht kaum über den jetzigen Verfassungstext hinaus, aber die in nur drei Monaten gesammelten 150'000 Unterschriften sind ein starkes Zeichen zu Gunsten der einheimischen Agrarproduktion: «Dass wir in der Schweiz die Lebensmittelproduktion auf allen Stufen stärken, ist der zentrale Punkt der Initiative», sagt Ritter.
Grüne kontern mit Fairfood-Initiative
Die Grünen dagegen sammeln für eine Initiative Unterschriften, bei der das Produkt und weniger die Produktion im Zentrum steht, betont die Grünen-Nationalrätin Maja Graf. «Die Fairfood-Initiative möchte gesunde Lebensmittel aus natur- und tierfreundlicher Landwirtschaft mit fairen Arbeitsbedingungen fördern. Da wir 50 Prozent der Lebensmittel importiert werden, sollen auch diese betroffen sein.»
Das Bewusstsein, dass Lebensmittel Mittel zum Leben sind und viel anderes damit beeinflusst wird, dringt zu immer mehr Menschen durch.
Der Wettbewerb auf dem Lebensmittelmarkt müsse mehr über die Qualität statt über den Preis ausgetragen werden, fordert Graf. Denn: «Das Bewusstsein, dass Lebensmittel Mittel zum Leben sind und viel anderes damit beeinflusst wird, dringt zu immer mehr Menschen durch.»
Genau dieses wachsende Bewusstsein könnte den Initianten der diversen Landwirtschaftsinitiativen gute Abstimmungsresultate bescheren. Wie populär Agrarthemen sind, zeigt nicht zuletzt das rekordverdächtige Sammelergebnis für die Ernährungsinitiative des Bauernverbandes.