Der neue Tunnel ist 5864 Meter lang, und fast 250'000 Kubikmeter Material wurden dafür aus dem Berg gesprengt. Am Mittwoch sollen die ersten Züge mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde von Preda nach Spinas durch das Albula-Massiv fahren. Jedes Jahr sollen 1.5 Millionen Personen ins Engadin und zurück transportiert werden.
Die Baukosten beliefen sich auf 407 Millionen Franken, welche ganz vom Bund getragen wurden. Zum Vergleich: Der Vorgänger kostete 7.3 Millionen.
Der lange Weg zum Albulatunnel 2
Den Anfang des Projekts markierte 2006 die Erkenntnis, dass rund 60 Prozent der Röhre in den kommenden Jahren instand gesetzt werden müssen. Daher drängte sich laut der Rhätischen Bahn (RhB) eine Erneuerung der Röhre auf.
2012 reichte die RhB das insgesamt vier Tonnen schwere Dossier des Plangenehmigungsprojektes in Bern ein. Bei einem Gewicht von 10 Gramm pro A4-Seite entspricht das etwa 400'000 Seiten.
Mit den Worten «ein Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr in Graubünden» leitete der damalige Regierungspräsident und heutige RhB-Verwaltungsratspräsident Mario Cavigelli im Jahr 2014 den Bau des Albulatunnels 2 ein.
Beim Bau lief dann nicht alles wie geplant. Der ursprüngliche Zeitplan war zu optimistisch und die Corona-Pandemie verzögerte die Bauarbeiten zusätzlich. Mit einer zweijährigen Verspätung findet heute Samstag die offizielle Eröffnung des Tunnels in Anwesenheit von Bundesrat Albert Rösti statt.
Zwanzig Jahre sind eine sehr lange und prägende Zeit
Kaum jemand kennt den neuen Albulatunnel so gut wie Paul Loser, der Projektleiter dieses Jahrhundertbauwerks. Seit 2008 widmet er sich der Arbeit an der neuen Röhre. Die heutige Eröffnungsfeier erfülle ihn mit grosser Freude und Erleichterung, dass bald die ersten Züge durch den Tunnel fahren werden, wie er im Regionaljournal Graubünden erklärt. «Zwanzig Jahre sind eine sehr lange und prägende Zeit, geprägt von vielen Begegnungen und Herausforderungen.»
Zwar musste Loser seinen Lebensmittelpunkt nicht ins Albulatal verlegen, dennoch war der Tunnel in den letzten 20 Jahren fast täglich ein Teil seines Lebens. Eine persönliche Bindung zum Berg habe er zwar nicht aufgebaut, jedoch eine tiefe Verbundenheit zu den vielen Mitarbeitern, die ihn all die Jahre begleiteten.
Auch der technische Fortschritt machte während der Bauzeit nicht halt, wovon das Projekt stark profitierte. «Bei den Ausbauarbeiten der elektrotechnischen Anlagen befanden wir uns in einem ständigen Erneuerungs- und Entwicklungsprozess. Dadurch konnten verschiedene Verbesserungen gegenüber den ursprünglichen Bauideen umgesetzt werden», sagt Paul Loser.
Auf die Frage, ob man durch die aufwendigen Arbeiten am neuen Tunnel auch eine gewisse Ehrfurcht vor der Arbeit, die am alten Tunnel geleistet wurde, empfindet, sagt Loser: «Der Albulatunnel 1 ist ein riesiges Erbe und eine grossartige Leistung, die man damals vollbracht hat.» Unter dem Eindruck dieses Erbes habe man versucht, ebenfalls eine hervorragende Leistung zu erbringen, und «wir sind der Meinung, dass uns dies gelungen ist».
Ganz abgeschlossen ist das Projekt für ihn noch nicht. Bis 2026 wird der alte Tunnel noch zum Sicherheitstunnel umgebaut.