Erstmals seit mehr als 30 Jahren hat die Eidgenössische Zollverwaltung Einzelheiten zum Aussenhandel mit Gold, Silber und Münzen publiziert. Die Jahre zuvor hatte man offiziell aus wirtschaftlichen Gründen keine Statistik bekanntgegeben. Inoffiziell ging es aber darum, den Ursprung des Goldes zu verschleiern. Denn weder Südafrika noch die UdSSR standen im Westen in den 80ern moralisch hoch im Kurs.
Kein Gold von Potentaten
Das nun erstmals wieder eine Statistik veröffentlicht wurde, hat zweierlei Gründe: Zum einen gab es 2012 einen Vorstoss des SP-Nationalrats Cédric Wermuth. Zum anderen strebt die offizielle Schweiz einen Imagewandel an.
Die Rohstoffdrehscheibe soll «sauber» werden. Gold, bei dessen Förderung die Umwelt zerstört wird oder das zur Bezahlung von Kriegen dient, möchte man hierzulande nicht mehr handeln. So weit der Plan.
«Die neue Statistik sagt wenig aus»
«Die heutige Veröffentlichung wird als grosse Leistung gefeiert, dabei ist es nur eine längst überfällige Korrektur eines vor 30 Jahren eingeschlagenen Sonderweges», so Oliver Classen, Sprecher der «Erklärung von Bern» (EvB).
Deshalb sehe er in der heutigen Veröffentlichung nur ein erstes «Schrittchen» in Richtung Transparenz. «Denn die neue Statistik sagt weder etwas über das Förderland, noch über die ethische Qualität des Edelmetalls aus.»
So werde in der jüngsten Statistik zum Beispiel Togo als Bezugsquelle genannt. Dort wird allerdings gar kein Gold gefördert. «Vermutlich kommt es ursprünglich aus Ghana oder einem anderen Land mit heiklem Hintergrund.»
Goldförderung ist ein schmutziges Geschäft
Laut Classen wäre es deshalb wichtig, die gesamte Lieferkette offenzulegen – von der Mine über die Zwischenhändler bis hin zu den Schweizer Goldschmelzen. Und nicht nur das: «Zudem müsste man auch gesetzlich sicherstellen, dass dabei die international gängigen Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.»
Denn die Goldförderung ist oft noch immer ein schmutziges Geschäft. Zum Auswaschen wird nahezu überall hochgiftiges Quecksilber verwendet. Vielfach ist die Landschaft auf Jahrzehnte hinaus kontaminiert. Für die Menschen vor Ort fällt vom grossen Geschäft nur selten etwas ab.
Für die Schweizerische Nationalbank ist die Einhaltung dieser Standards laut eigener Aussage eine Selbstverständlichkeit. Gut 1000 Tonnen des Edelmetalls habe man im Depot, so SNB-Sprecher Walter Meier. Bei allfälligen Goldkäufen werde man sich in Zukunft selbstverständlich an die international geltenden Standards halten.
Die Schweiz hätte hier die Möglichkeit regulierend einzugreifen – als einer der grössten Player im Goldhandel. Sie könnte zudem die Rahmenbedingungen mitgestalten und aktiv die Einhaltung sozialer unökologischer Richtlinien einfordern, so EvB-Sprecher Oliver Classen.
«Hier könnte die Goldbranche eine Führungsrolle übernehmen und auch positiv auf den Rest des Schweizer Rohstoffsektors einwirken.» Noch besser wäre es allerdings laut Classen, wenn die Schweizer Firmen einer vom Staat auferlegten Sorgfaltspflicht nachkommen müssten. Dann wären sie in der Pflicht, genau nachzuweisen, woher das Edelmetall stammt.