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Schweiz Exit wehrt sich gegen Vorwürfe

Für schwerkranke Sterbewillige ist die Hilfe durch Organisationen wie Exit eine Erlösung. Doch für die, die zurückbleiben, beginnt die Last oft erst mit dem Freitod des nahen Angehörigen. Der Vorwurf: Exit kümmere sich zu wenig um diese Menschen. Die Organisation wehrt sich.

Söhne und Töchter von schwerkranken Menschen, die mit einer Sterbehilfe-Organisation aus dem Leben geschieden sind, können oftmals nur schwer mit dem Ereignis umgehen. Manche werden krank, entwickeln eine Depression oder eine posttraumatische Belastungsstörung. Dies zeigt eine Studie der klinischen Psychologin und Professorin Dr. Birgit Wagner aus dem Jahr 2012.

Auch die Gebrüder Aebi haben das so erlebt. Im «Echo der Zeit» vom Dienstag haben bei erzählt, wie sie unter dem begleiteten Freitod ihrer Eltern gelitten haben und sich auch von der Organisation Exit wenig aufgehoben fühlten. Nun nimmt Exit-Vertreterin Heidi Vogt Stellung zu den Vorwürfen. Sie ist Leiterin Freitodbegleitung bei der Sterbehilfeorganisation.

Eltern sterben mit Exit

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Die Sterbehilfeorganisation ist ein Ausweg für Menschen, die todkrank sind oder keine Kraft mehr haben. 2015 begleitete Exit insgesamt 782 Menschen in den Tod, 199 mehr als 2014. Nicht immer aber kommen die Angehörigen mit dem Verlust zurecht, wie etwa das Brüderpaar Felix und Kaspar Aebi. Lesen Sie hier mehr.

SRF News: Wie kommt es, dass Exit zuweilen offenbar wenig sensibel mit Angehörigen von Sterbewilligen umgeht?

Heidi Vogt: Zunächst: Es ist eine besonders schwierige Situation für die Angehörigen, wenn beide Elternteile gleichzeitig sterben. Zudem ist es so, dass ich, zusammen mit einer Seelsorgerin, nach dem Freitod der Eltern noch ein Gespräch mit dem Sohn hatte. Er hatte sich an Exit gewandt und Kritik an den beiden Personen geübt, welche die Freitodbegleitung durchführten. Wahrscheinlich war es schon so, dass die beiden Personen einen Moment lang zu wenig aufmerksam waren und über etwas gesprochen haben, das eigentlich nicht dorthin gehörte. Das sollte nicht passieren. Wir haben das dann auch zusammen und im Team besprochen.

Exit verzeichnet einen starken Zuwachs an Nachfrage. Finden Sie überhaupt genügend Leute, die diesen besonderen Einsatz leisten möchten?

Viele Personen melden sich bei uns, weil sie genau diesen Einsatz leisten möchten. Schwierig ist eher, die richtigen Personen zu finden. Dafür haben wir ein recht kompliziertes Auswahlprozedere, das ein externes Assessment umfasst. Ausbildnerinnen schulen die Personen systematisch und machen Rückmeldungen. Wichtig ist, sich genau mit der Motivation dieser Menschen auseinanderzusetzen und sehr genau hinzuschauen. Es handelt sich dabei meist um ältere Personen mit fundierter Lebens- und Berufserfahrungen. Viele kommen aus dem medizinischen Bereich und haben viele Erfahrungen mit dem Leben und dem Tod gemacht – und diese reflektiert. Bei manchen allerdings stellen wir durchaus fest, dass sie nicht alle notwendigen Voraussetzungen mitbringen.

Audio
«Wir versuchen immer, die Angehörigen einzubeziehen.»
aus Echo der Zeit vom 30.03.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 36 Sekunden.

Der begleitete Freitod kann für die Hinterbliebenen sehr belastend sein. Müssten die Angehörigen nicht besser begleitet oder zumindest informiert werden?

Wir haben die von Ihnen erwähnte Studie von Frau Prof. Wagner immer als nicht repräsentativ bezeichnet. Sie macht auch keine Vergleiche mit Situationen, in denen Angehörige auf natürliche Weise sterben. Zudem ergeben andere Studien auch andere Resultate. Und: Unsere Erfahrungen decken sich grösstenteils nicht mit jenen der Wagner-Studie. Wir erleben die beschriebene Form der Traumatisierung und Depression bei Angehörigen nur sehr selten. Sobald wir in Kontakt mit einer Person kommen, die nicht mehr leben möchte, ist eine unserer ersten Fragen jene nach den Angehörigen. Wir versuchen stets, die Angehörigen miteinzubeziehen, was uns mehrheitlich auch gelingt. Bestenfalls sind die Angehörigen schon bei der Vorbereitung einer Freitodbegleitung anwesend. Zudem bieten wir ihnen am Schluss an, später nochmals Kontakt aufzunehmen, was meist nach mehreren Wochen geschieht. Wir machen das nur dann nicht, wenn das jemand explizit nicht wünscht.

Das Gespräch führte Simone Fatzer.

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