Corona löste in der Schweiz einen regelrechten Fischerei-Boom aus. Zum Beispiel im Kanton Bern: Hier wurden letztes Jahr über 8000 Tagespatente verkauft. Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Auch bei den Bernischen Fischereikursen gab es im letzten Jahr mehr Teilnehmende - und das, obwohl wegen Corona während dreieinhalb Monaten gar keine Kurse durchgeführt wurden.
«Die Leute hatten mehr Zeit und das Fischen war auch während des Lockdowns erlaubt», sagt Thomas Vuille, Fischereiinspektor des Kantons Bern. Es sei kein Zufall, dass bei den Tagespatenten die Verkaufszahlen in die Höhe schossen. «Das Tagespatent wird oft von Wieder- oder Neueinsteigern gelöst.»
Die Leute hatten wegen Corona mehr Zeit und Fischen war immer erlaubt.
Den Ansturm spüren auch die Fischereiläden. «Seit wir den Laden im letzten Mai wieder öffnen können, sind die Kundenzahlen praktisch explodiert», sagt Niklaus Wenger, der in der Stadt Bern einen Fischereiladen betreibt. Viele Kundinnen und Kunden seien Anfänger gewesen, welche sich gleich mit der ganzen Ausrüstung eingedeckt hätten, so Wenger.
Werbung für unbeliebten Fisch
Durch den Boom stehen also mehr Fischerinnen und Fischer am Ufer. Die Behörden wollen diesen Moment nutzen, um den Neulingen auch unbekannte Fische schmackhaft zu machen. Denn: Die meisten Fischer, versuchen Forellen oder Äschen an Land zu ziehen, andere Arten werden oft verschmäht. Deshalb hat der Schweizerische Fischerei-Verband den Alet zum Fisch des Jahres 2021 ernannt. Dies soll den Anglern zeigen, dass es auch noch andere Fische gäbe.
Der Alet geniesst einen zweifelhaften Ruf. Von manchen Fischern wird er als «Katzenfutter» oder wegen seiner vielen Gräten als «Nadelkissen» tituliert. «Der Alet ist zu Unrecht in Verruf geraten», sagt Adrian Aeschlimann, Leiter beim Schweizerischen Kompetenzzentrum Fischerei. Viele hätten Angst, dass der Alet auf dem Teller nicht gut schmecke, dies sei aber klar ein Vorurteil, so Aeschlimann.
Fischer sollen nicht nur Forellen und Äschen fangen
Der Schweizerische Fischerei-Verband bietet auf seiner Internetseite Rezepte und sogar Online-Kochkurse an, um den Alet schmackhaft zuzubereiten.
Denn es sei wichtig, dass sich die Angler nicht nur auf einzelne Fischarten spezialisieren, sagt Adrian Aeschlimann. Mit dem Klimawandel werde sich die Fischerei längerfristig verändern. «Irgendein Fisch wird es aber immer haben in unseren Gewässern. Jetzt müsse man sich als Fischer halt daran gewöhnen, dass man sich nicht immer auf den gleichen Fisch konzentriert.»
Die Hoffnung liege nun auf der neuen Generation von Fischerinnen und Fischern, sagt Adrian Aeschlimann, vom Schweizerischen Kompetenzzentrum Fischerei: «Ich kann mir gut vorstellen, dass die neuen Angler mit weniger Vorurteilen an die Sache gehen und auch versuchen, einen eher unbeliebten Fisch zu fangen.» Denn: Egal was für ein Fisch, wenn einer anbeisst, sei das immer ein grossartiges Gefühl.