Das Pilotprojekt «Private Unterbringung von Flüchtlingen» steht in den Startlöchern. Über 150 Menschen haben sich inzwischen bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe gemeldet, um im eigenen Heim Schutzbedürftigen zu helfen.
«Ich gehe davon aus, dass unser Projekt Ende der Sommerferien im Kanton Waadt startet», sagt Mediensprecher Stefan Frey zu SRF News Online.
Eine Ausnahme – denn ansonsten tun sich einige Kantone mit der Idee der Flüchtlingshilfe schwer. «Das Flüchtlingswesen ist zu einer Riesenbürokratie angewachsen, für neue Ideen wie die private Unterbringung ist wenig Raum», sagt Frey.
Die Flüchtlinge in der Schweiz werden nach Bevölkerungsproporz auf die Kantone verteilt. Und die kantonsübergreifende Organisation harzt. Haftung, Entschädigung, Zuteilung – alles ungeklärte Baustellen. Schweizweit hat es schon seit Jahrzehnten kein solches Projekt mehr gegeben.
Einlegerwohnung ideal
Bei der Bevölkerung hingegen stösst die Flüchtlingshilfe auf offene Ohren. Die über 150 interessierten Privatpersonen, die sich bislang als Gastgeber meldeten, sind laut Frey meist über 45 Jahre alt. Es seien oft Menschen mit erwachsenen Kindern und leerem Wohnraum. «Gemeldet hat sich beispielsweise eine Witwe, die in einem Doppel-Einfamilienhaus wohnt und den einen Teil zur Verfügung stellen will. Das ist natürlich eine sehr grosszügige Variante.»
Ideal zur Unterbringung ist laut Flüchtlingshilfe eine Einlegerwohnung mit separatem Eingang. Ausserdem eigne sich ein ganzes Stockwerk mit eigenem Bad. Auch ein Ferienhaus ist laut Frey eine Idee – vorausgesetzt, der Gastgeber kümmere sich um die Flüchtlinge.
Der genaue Geldbetrag für die Unterbringung sei kantonal geregelt und deshalb uneinheitlich. «Klar ist, es handelt sich nicht um eine Riesensumme, Geschäfte machen liegt nicht drin», sagt Frey. Es gehe den interessierten Privatpersonen eher um den interkulturellen Austausch als ums Geld.
Überprüfung der Wohnsituation
Der Leumund möglicher Gastgeber werde von der Flüchtlingshilfe nicht einzeln geprüft. Mit Interessierten würden aber eingehende Gespräche geführt. Zudem werde die Wohnsituation inspiziert. Die Dauer der Unterbringung wird laut Frey in jedem Fall mindestens drei Monate betragen.
Bei den Hilfesuchenden handelt es sich vor allem um Menschen aus Syrien mit Ausweis F, vorläufig Aufgenommene oder um Asylsuchende, bei denen mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Bleiberecht in der Schweiz in Aussicht steht. «Oberstes Ziel ist die rasche Integration der Flüchtlinge», sagt Frey.