Die Studie der Suva hat das Unfallrisiko von Frauen und Männern im Strassenverkehr untersucht. Demnach hat die Zahl der Unfälle in den letzten zehn Jahren bei beiden Geschlechtern abgenommen. Frauen sind im Geschlechtervergleich aber überproportional in Unfälle verwickelt.
Präventivmassnahmen bei männlichen Autofahrern liegen laut Suva dem positiven Trend zugrunde. Angesichts des im Vergleich hohen Unfallrisikos von weilblichen Lenkern fordert die Suva deshalb entsprechende Massnahmen für Autofahrerinnen. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) widerspricht dem.
Sie bezieht sich auf die absoluten Unfallzahlen, nicht auf die Risiken. Dort seien nach wie vor Männer die mehrheitlich Geschädigten. Von den schwerverletzten oder getöteten PKW-Lenkern sind 64 Prozent Männer, 36 Prozent Frauen.
Bei der Verurteilung nach Strassenverkehrsgesetz ist die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern laut BFU noch grösser. Im Fünfjahresschnitt werden 86 Prozent Männer verurteilt, aber nur 14 Prozent Frauen. Angesichts dieser Daten bevorzugt die BFU geschlechterübergreifende Massnahmen.
Suva: Risikogruppe berufstätige Frauen
Die Suva-Studie hat das Unfallrisiko auf dem Arbeitsweg untersucht. Das ist in den letzten 10 Jahren um 20 Prozent gesunken. Galten bislang die Männer als grösste Risikogruppe, sind es nun die Frauen, die auf dem Arbeitsweg häufiger verunfallen.
Die Fakten im Detail: Das Unfallrisiko der Männer zwischen 18 bis 64 Jahren ist in den vergangenen zehn Jahren um 26 Prozent zurückgegangen. Ihr Risiko für schwere Verletzungen sank gar um 34 Prozent.
Zwar hat sich auch bei den berufstätigen Frauen das Unfallrisiko reduziert – aber lediglich um 15 Prozent. Ihr Autounfallrisiko liegt damit rund 25 Prozent höher als das der Männer.
Setzt man die gefahrenen Kilometer in Relation zur Unfallhäufigkeit, ist das Risiko der Frauen sogar doppelt so hoch. Das zeigt auch die Studie der BFU.
Morgens droht Gefahr
Vor allem morgens zwischen 7 und 8 Uhr ist das Unfallrisiko der Frauen im Vergleich zu den männlichen Lenkern extrem überhöht. Stress und geringere Fahrpraxis sind laut Studie mögliche Erklärungen – sie können den Unterschied aber nicht allein erklären.
Die Studie verweist auf Untersuchungen, wonach Frauen langsamer als Männer reagieren, sich leichter ablenken lassen und eine schwächere räumliche Wahrnehmung haben.
Diese Einschränkung der räumlichen Wahrnehmung habe Folgen, schlussfolgert die Studie: Frauen sind häufiger in Heckkollisionen verwickelt, und sie haben Probleme mit der Vorfahrt an gleichrangigen Kreuzungen.
Räumliche Wahrnehmung lässt sich trainieren
Die Studie empfiehlt, auch für Frauen ‒ insbesondere für die berufstätigen Frauen ‒ gezielte Massnahmen zu erarbeiten. Forschungen hätten belegt, dass sich Defizite in der räumlichen Wahrnehmung durch Übungen kompensieren lassen.
Nach zehn Stunden seien kaum noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen, so die BFU-Studie. Frauen sollten regelmässig fahren, heisst es dort weiter – auch wenn der Mann mitfährt.