«Manchmal muss man ein wenig kreativ sein», sagt Hans Wicki in der «Rundschau». Der Nidwaldner FDP-Ständerat und Präsident des Verbands «Seilbahnen Schweiz» will die Beschneiung zur Aufgabe der Gemeinden machen. Sie sollen die Investitionen in Beschneiungsanlagen finanzieren, wenn eine Bergbahn dies nicht aus eigener Kraft schafft.
Wicki hält seinen Vorschlag für alles andere als abwegig: Schliesslich würden Tourismusorte auch Hallenbäder oder Ortsbusse finanzieren, um Gäste anzuziehen.
Heute bereits fliesst Steuergeld an die Bergbahnen: Bund und Kantone finanzieren Modernisierungs- und Beschneiungs-Projekte und regelmässig müssen Gemeinden lokale Bergbahn-Betriebe mit Millionen-Zuschüssen retten.
Diese bisherige Hilfe genüge nicht, sagt Branchen-Präsident Wicki. Alleine für die Beschneiung stünden in den nächsten Jahren Investitionen von mehreren Hundert Millionen Franken an.
Dem Klimawandel zum Trotz
Wenn Bahnen Konkurs gingen, würden bald auch Hotels und Gewerbebetriebe schliessen, sagt Wicki. Spätestens dann werde die Bevölkerung Taten verlangen von der Politik. «Lieber unternehmen wir jetzt bereits etwas».
Beschneiung auf Kosten der Allgemeinheit? Der Vorschlag des obersten Seilbahn-Lobbyisten ist brisant: Zum einen, weil der Skimarkt über die letzten zehn Jahre betrachtet geschrumpft ist. Zum anderen, weil der Klimawandel für Skigebiete unterhalb von 1500 Metern über Meer mittelfristig das Aus bedeuten dürfte.
Auch greift künstliche Beschneiung in die Bergnatur ein. Von all dem lässt sich Hans Wicki nicht abhalten: «Man muss halt so umweltverträglich wie möglich beschneien», sagt er.
Natürlich müssten sich tiefer gelegene Gebiete überlegen, ob sie investieren wollten. Es gebe aber auch Skigebiete oberhalb von 1500 Metern, welche die Beschneiung nicht selbst finanzieren könnten. Wicki möchte so viele Skigebiete wie möglich am Leben erhalten: «Nur so kann Skifahren ein Breitensport bleiben».
Umstrittenes Wettrüsten
Wickis brisanter Vorschlag wird für Diskussionen sorgen. Naturschützer kritisieren den laufenden Ausbau der Beschneiung heftig. Auch die Hydrologin Carmen De Jong von der Universität Strassburg beobachtet das Wettrüsten mit Speicherseen und Schneekanonen kritisch: «Die Touristen wissen nicht wie viel Bergwelt vernichtet wird, wie viele Feuchtgebiete, Bäche und Quellen austrocknen, nur um das Produkt Kunstschnee auf die Piste zu bekommen.»
Der Klimawandel fordert von den Skigebieten stets neue Investitionen: Die Anlagen der Engelberger Titlis-Bergbahnen etwa könnten das Skigebiet innert 96 Stunden vollständig einschneien.
Ähnlich aufgerüstet hat Davos. In den dortigen Skigebieten dienen drei Speicherseen der Beschneiung. Wenn die Speicherseen leer sind, lässt sich Wasser aus dem Davosersee im Tal hochpumpen. Mess-Geräte bestimmen die Schneehöhe auf jedem Abschnitt der Piste. So kann gezielt an den nötigen Stellen beschneit werden.
Auch die Pistenfahrzeuge sind mit Messgeräten ausgestattet und können so den Schnee optimal verteilen. Längst hat in den Skigebieten Hightech Einzug gehalten – wer hier nicht Schritt hält, verliert Gäste und Einnahmen.