- Die Polizei hat die Suche nach den acht Personen eingestellt, die seit dem Bergsturz bei Bondo vermisst werden.
- Man gehe davon aus, dass die Vermissten von den herabstürzenden Felsmassen erfasst worden seien, sagte Roman Rüegg, Sprecher der Bündner Kantonspolizei.
- Die Gemeindepräsidentin von Bondo, Anna Giacometti, sagte an einer Medienkonforenz, das Dorf habe alles getan, um Tote infolge von Erdrutschen zu verhindern.
- Im Gebiet des Bergsturzes sei mit weiteren Felsabbrüchen und Murgängen zu rechnen.
Während den Ermittlungen habe es sich bewahrheitet, dass die Vermissten im hinteren Teil des Val Bondasca vom Felssturz erfasst worden seien, sagte Polizeisprecher Rüegg vor den Medien. Es handelt sich vier Deutsche aus Baden-Württemberg, zwei Personen aus der Steiermark in Österreich und zwei Berggänger aus dem Kanton Solothurn.
Gemeinde sieht keine Fehler
«Was passiert ist, tut natürlich sehr weh, aber ich denke, wir haben alles Menschenmögliche getan», sagte Gemeindepräsidentin Anna Giacometti auf eine entsprechende Journalistenfrage. Die Gemeinde Bregaglia, zu der Bondo gehört, habe eine Menge Geld ausgegeben, um das Bondasca-Tal unter anderem mit Warnschildern und Auffangbecken für herabstürzendes Geröll abzusichern. Alle seien über die Gefahr informiert gewesen.
Laut Einsatzleiter Andrea Mittner sind die Ermittlungen, wie üblich in solchen Fällen aufgenommen worden. Zuerst werde geprüft, ob es bei diesen Unglück Schuldige gibt oder überhaupt geben kann.
Gesteinsmassen von grosser Wucht
Rüegg wies darauf hin, dass die Felsmassen gemäss Experten mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde vom Berg stürzten.
Die Suche nach den verschollenen Bergwanderern wurde eingestellt. «Man hat alles Mögliche ausgeschöpft, um diese Vermissten zu finden», sagte Polizeisprecherin Sandra Scianguetta. «Man hat jetzt entschieden, dass die Suche nach den Vermissten aufgegeben wird.»
«Jetzt kommen die Emotionen auf»
Im Dorf Bondo selbst ist die Stimmung am Samstag «gespentisch ruhig», wie SRF-Sonderkorrespondentin Sara Hauschild berichtet. Die evakuierten Bewohner realisierten nun aber die Dimensionen des Ereignisses. «Bisher reagierten die Menschen ruhig, zurückhaltend und pragmatisch», sagt Hauschild.
«Jetzt kommen aber immer mehr Emotionen auf». Zudem gebe es auch Leute, die sich von den Behörden zu wenig informiert fühlten. Die ungewisse Zukunft bereitet den Leuten offenbar Sorge.
Derzeit seien Rettungskräfte im Dorf damit beschäftigt, im Auffangbecken Steinmassen und Schlamm wegzuräumen, falls weiteres Geschiebe das Dorf erreicht.
Weitere Felsabbrüche und Murgänge erwartet
Im betroffenen Gebiet ist mit weiteren Felsabbrüchen und Murgängen zu rechnen. Die Lage werde laufend neu beurteilt, so die Polizei. Alle Einsatzkräfte stünden nach wie vor im Einsatz.
Nach einem erneuten Murgang, der am Freitagnachmittag das Dorf Bondo streifte, wurden die Rettungs- und Aufräumarbeiten eingestellt. Am Samstagmorgen wurden nur «nötigste Sicherungsarbeiten» unten im Tal vorgenommen.
Am Mittwochvormittag hatte sich eine gewaltige Felsmasse vom 3369 Meter hohen Piz Cengalo, der an der Grenze zu Italien steht, gelöst. Vier Millionen Kubikmeter Gestein donnerten ins Val Bondasca, einem Seitental des unteren Bergells.