Zwar reden alle vom neuen Vater, der zuhause eine aktive Rolle spielt, die Kinder betreut und mit anpackt im Haushalt. Nur: Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Die meisten Väter arbeiten Vollzeit, reduzieren ihr Pensum auch dann nicht, wenn sie Kinder haben. Das liegt weniger am Können, als am Wollen.
Neuerdings kocht am Freitag jeweils Stefan Barth das Mittagessen für seine fünfjährige Tochter Noelia. Dass er im durchgetakteten Alltag etwas mehr Zeit für sie hat, sei ein echter Gewinn. «Das Nichtstunmüssen, die Freiheit, den Nachmittag nach Lust und Laune gestalten zu können, das bringt echt mehr Lebensqualität», sagt er.
Mit dem Gedanken gespielt, sein Pensum bei der Zürich Versicherung zu reduzieren, hat er schon oft. Aber effektiv durchgezogen hat er es erst jetzt, nachdem seine Frau ihr Arbeitspensum erhöht hat und Noelia noch mehr Zeit in der Tagesschule hätte verbringen müssen.
Geholfen hat auch, dass die Zürich Versicherung seit Kurzem das Programm «Teilzeit auf Probe» anbietet, wo Mitarbeiter quasi mit einem Mausklick ihr Pensum probehalber reduzieren können.
Dass sich Teilzeitarbeit bei Vätern so schleppend entwickelt, ist nicht zufriedenstellend, sagt Helena Trachsel, die Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung im Kanton Zürich. Sie wünscht sich mehr Effort von den Männern. Diese müssten Teilzeit-Arbeit von ihren Arbeitgebern dezidierter verlangen.
Aber auch die Frauen seien gefordert. Sie müssten von ihren Partnern klarer fordern, dass die ihr Pensum reduzierten. Und schliesslich liege der Ball auch bei den Arbeitgebern, die in dieser Thematik ebenfalls mutlos unterwegs seien. Es braucht mehr Mut, findet auch Andy Keel. Er unterstützt Teilzeit-Väter mit seiner Internetseite teilzeitkarriere.ch, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Selber arbeitet er Teilzeit, war sogar einst Vollzeit-Hausmann.
«Zuhause sein mit kleinen Kindern, das ist der strengste Job überhaupt, Hardcore», sagt er. Und noch dazu, erhalte man für die Arbeit zuhause mit Kindern und Haushalt kaum Anerkennung, da klopfe einem niemand auf die Schulter für das Geleistete.
Stefan Barth hat übrigens sein Pensum inzwischen wieder erhöht. Sie hätten einen Personal-Engpass gehabt im Team und sehr viel zu tun, da sei es besser gewesen, wieder auf 100 Prozent aufzustocken.
Das volle Pensum packt er jetzt in 4.5 Tage, damit er den Freitagnachmittag weiterhin mit Noelia verbringen kann. Fazit: Die Richtung stimmt, aber der Weg ist noch lang, bis sich Teilzeit-Arbeit bei Vätern auf breiter Front durchsetzt.