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Historische Spitalapotheke Die Harry-Potter-Apotheke von Solothurn

Beinahe 2000 Apotheken gibt es in der Schweiz. Die wohl speziellste von ihnen steht in der Stadt Solothurn: Eine historische Spitalapotheke aus dem Jahr 1788. Nach drei Standortwechseln ist sie nun wieder öffentlich zugänglich im heutigen Kultur- und Kongresszentrum, einem ehemaligen Spitalbau an der Aare.

Das historische Apotheken-Mobiliar kann zusammen mit den zahlreichen gut erhaltenen Gefässen und einer Raritätensammlung an pharmazeutischen Schriften an Führungen besichtigt werden.

Fluss, Brücke, Altstadt, Sonnenaufgang.
Legende: zvg/Dirk Weiss, Biel/Bienne © GSK

Die Spitalapotheke erinnert mit ihrem dunklen Holz und den mit Gold beschrifteten Flaschen und Dosen mit lateinischer Beschriftung an eine Hexenküche oder an einen Zauberladen aus einem Harry-Potter-Buch. «Die ganze Apotheke ist darauf angelegt, Eindruck zu machen», sagt Brigitta Bernd, die für das historische Museum die Spitalapotheke inventarisierte.

Das Spital habe nämlich einen schlechten Ruf gehabt. Schmutzig sei es, unhygienisch. Im Zuge der Aufklärung kam die Forderung nach einer professionellen Apotheke in Solothurn auf. Sponsoren finanzierten schliesslich die Spitalapotheke, die heute noch Eindruck macht.

Frau steht an Pult und blättert in grossem Buch.
Legende: SRF/Bruno von Däniken

Die Apotheke wurde von den Spitalschwestern genutzt. Nonnen, welche die Kranken im Solothurner Spital pflegten. In der Apotheke stellten sie ihre Medikamente her, nicht nur für die Patientinnen und Patienten des Spitals. «Über eine Klappe in der Apotheke konnten auch Arme und Bedürftige Medikamente beziehen», weiss Brigitta Bernd.

Nonnen mit weissen Kopfhauben im Speisesaal.
Legende: ZVG/Museum Blumenstein

Bis 1976 betrieben die Spitalschwestern die Apotheke, später schenkten sie ihr Bijou der Stadt Solothurn. Diese liess den pharmaziehistorischen Schatz restaurieren und inventarisieren – über 2000 Objekte.

Pult mit allerlei Besteck und Dosen,.
Legende: SRF/Bruno von Däniken

«Speziell ist die Apotheke vor allem, weil sie so umfassend erhalten ist. Die Schwestern wehrten sich auch immer wieder, wenn ein pensionierter Doktor ein wertvolles Gefäss mitnehmen wollte.» Als die Apotheke 1930 in das neue Spital umzog, versteckten die Schwestern gar die wertvollen, alten Gläser auf dem Estrich und arbeiteten mit neuen Gläsern weiter.

Als die Apotheke 1976 ihre Türen schloss, war lange Zeit unklar, wie ihre historischen Schätze bewahrt werden sollen. «Auch das Landesmuseum wollte die Apotheke zu sich überführen.» Schliesslich machte dann aber die Stadt Solothurn das Rennen.

Flaschen und Dosen auf Ablage.
Legende: SRF/Bruno von Däniken

Nun ist die historische Apotheke wieder umgezogen an ihren ursprünglichen Standort im alten Spital und dort in einem einbruch- und feuersicheren Raum untergebracht.

Besonders ans Herz gewachsen ist der Inventarin ein dickes Buch, welches auf einem Tisch liegt: ein Herbarium aus dem Jahr 1542 mit colorierten Abbildungen von Pflanzen. «Das ist mein Lieblingsstück! Davon gibt es nur noch vier oder fünf Exemplare.» Man sieht: die Schwestern haben fleissig mit dem Herbarium gearbeitet, auf den Seiten hat es handschriftliche Notizen.

Aufgeschlagenes grosses Buch, Bild einer Pflanze.
Legende: SRF/Bruno von Däniken

Ab Ende Juni finden die ersten Führungen in der historischen Spitalapotheke statt. Wobei: die ersten Besucherinnen werden bereits früher erwartet. Nächste Woche dürfen die verbleibenden sieben Spitalschwestern, die ganz in der Nähe zuhause sind, ihre restaurierte Apotheke besichtigen.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 27.05.2021, 17.30 Uhr ; 

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