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Holz-Recycling in der Schweiz Zu viel Schweizer Holz wird verfeuert

Zu viel Holz wird in der Schweiz zu schnell verheizt. Auch die Recycling-Rate ist sehr tief.

So steht es um die Recycling-Rate von Holz : Knapp acht Prozent vom Holz, welches in der Schweiz als Abfall anfällt, wird wiederverwertet. Das zeigt eine Analyse der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Zum Vergleich: Bei Papier sind es rund 70 Prozent, bei Glas über 90 Prozent.

Darum ist der Recycling-Anteil in der Schweiz so tief: «Wir exportieren viel Altholz in unsere Nachbarländer. Diese recyceln dieses Material oder nutzen es für die Energiegewinnung», sagt Nadia Malinverno von der Empa. Das sei ein Grund für den tiefen Anteil. Zudem hätten wir in der Schweiz bisher nur einzelne Unternehmen und zu wenig flächendeckende Infrastruktur, um das Alt-Holz zu sortieren und als Material wiederzuverwerten.

Ein Kran greift in einen Haufen zerkleinertes Alt-Holz.
Legende: Recyclingholz wird in der Werkhalle der Hugelshofer Logistik AG in Frauenfeld zerkleinert. Keystone/ Gaetan Bally

Holz-Recycling ist ein interessantes Geschäft: Rund 35'000 Tonnen Altholz würden im Jahr zu AREC kommen, sagt deren Leiter Jürg Häuselmann. AREC ist eine Berner Abfall- und Recycling-Firma. Die Menge Holz habe sich in den vergangenen 15 Jahren verdoppelt, wenn nicht verdreifacht. «Weil wir unsere Möbel immer häufiger entsorgen und neue kaufen.» So ist die grösste Menge Holz, die in diese Entsorgungsfirma gelangt, Möbelholz. Dazu kommen Verpackungen und Abfallholz aus der Industrie. Dieses Holz wird geschreddert, Fremdstoffe werden entfernt und das Holz verbrannt. Nur 5000 bis 7000 Tonnen Alt-Holz gehen in die Wiederverwertung. Daraus werden Spanplatten produziert. Holz-Recycling sei für ihn ein interessantes Geschäft, sagt Jürg Häuselmann. Vor allem jetzt im Winter, da Holz als Heizmaterial verwendet werden kann.

Holzrecycling in der Schweiz

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Für die Entsorgung von Holz gelten in der Schweiz Richtlinien. In die Sammelstelle kommen beschichtetes und unbeschichtetes Holz, Holzmöbel, sowie Altholz, Spanplatten, Holzbretter, Europaletten, Sperrholz, Holzspäne, Sägemehl, Sägespäne etc. Eisenbahnschwellen, Fensterrahmen oder Wurzelstöcke müssen als Sonderabfall fachgerecht entsorgt werden.

Beim Holzrecycling werden vier Kategorien unterschieden:

Kategorie A1 – naturbelassenes Holz

In diese Kategorie fällt Holz direkt aus dem Wald oder Garten, Holzabfall von Sägewerken, Bretter, Gemüsekisten aus unbehandeltem Holz, Schwemmholz, Baumschnitt oder Sägemehl. Holz dieser Kategorie wird als Baustoff wiederverwendet. Zum Beispiel werden Spanplatten daraus hergestellt.

Kategorie A2 und A3 – behandeltes Holz

Dazu zählt Holz, welches verleimt, beschichtet, lackiert, gestrichen oder sonst wie behandelt wurde. Das können Bauspanplatten, Bretterschalungen oder Altholz aus dem Sperrmüll sein. Dieses Holz wird verbrannt und als Energielieferant genutzt.

Kategorie A4 – mit Holzschutzmitteln behandeltes Holz

Bahnschwellen, Gartenmauern oder Leitungsmasten sind mit Schutzmitteln behandelt und deshalb entsprechend belastet. Dieses Holz muss fachgerecht als Sonderabfall entsorgt werden.

Ein Grossteil dient als Brennstoff : Fünf bis sieben Millionen Kubikmeter Holz werden jedes Jahr in der Schweiz geerntet. Zwei bis drei Millionen Tonnen davon werden direkt verheizt. Das sind rund 40 Prozent des Holzes, welches in Schweizer Wäldern geschlagen wird. «Holz ist für die Schweiz ein Brennstoff, ein Energieträger», sagt Nadia Malinverno. Aber zu schnelles Verheizen sei nicht ideal. Holz bindet CO₂. Um diese Funktion als Speicher zu erfüllen, müsse das Holz möglichst lange genutzt und so spät wie möglich verbrannt werden. «Holz ist ein Kohlenstoff-Speicher und wenn wir das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreichen wollen, sollte dieser Anteil vergrössert werden», so die Empa-Forscherin.

Massnahmen für eine nachhaltige Holznutzung: Die Forschenden der Empa plädieren für eine sogenannte Kaskadennutzung von Holz. Zum Beispiel würde ein gefällter Baum zunächst zu grossen Balken und Brettern und nach einer gewissen Abnutzung in kleinere Bretter oder Holzspäne verarbeitet werden. In den Ofen sollte das Holz demnach erst kommen, wenn keine weitere nachhaltige Materialnutzung mehr möglich ist. So bleibt das CO2 so lange wie möglich im Holz gespeichert. Wie Holz länger im Stoffkreislauf gehalten werden könne, sei eine schwierige Frage, an welcher sie weiterarbeiten würden.

SRF4 News, 17.12.2024, 06:40 Uhr

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