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Die Auslastung der Spitäler ist in der aktuellen Corona-Krise von zentraler Bedeutung. Wenn während einer Ansteckungswelle viele schwere Covid-19-Fälle in die IPS eingeliefert werden, kann dies eine hohe Auslastung oder gar Überlastung der Intensivpflegestationen zur Folge haben. Allerdings ist es so, dass die IPS-Auslastung nie ganz runter geht. Denn sobald die Covid-19-Fälle auf einer IPS wieder sinken, fährt das Spital die Zahl der Wahleingriffe wieder hoch, um den wirtschaftlichen Schaden klein zu halten – und die IPS-Betten belegt. Gemäss Untersuchungen des KSD führt ein Anteil von über 18 Prozent an Covid-19-Fällen auf der IPS dazu, dass Wahleingriffe verschoben werden müssen. Unter 18 Prozent können Wahleingriffe nachgeholt werden.
Wenn Erkrankte in ein Spital eingewiesen werden, dauert es bei schweren Covid-19-Verläufen mehrere Tage, bis sie auf der Intensivstation landen. Die wöchentlich aktualisierten Daten zeigen, wie die Pandemie derzeit die Spitäler trifft. Die Grafik zur Auslastung der Betten durch Covid-19-Erkrankte resp. Erkrankte mit positivem Coronatest und anderweitig Erkrankte sowie die Anzahl noch freier IPS-Betten zeigt, wie sich die Situation entwickelt.
Die obige Grafik zeigt die Auslastung von Intensivpflegebetten seit 30. März 2020. Dabei handelt es sich sowohl um zertifizierte IPS-Betten als auch sogenannte Ad-Hoc-Betten. Zertifizierte Intensivpflegebetten sind aufwändig ausgerüstete Plätze mit dazugehörigen Mess- und Beatmungsgeräten, Monitoren, Anschlüssen und hochspezialisiertem Fachpersonal, um diese Geräte zu bedienen. Um die Pflegequalität zu gewährleisten, vergibt die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) Zertifikate. Sind diese Betten belegt, bedeutet das, dass das Spital an seiner Auslastungsgrenze angelangt ist. Sind die zertifizierten IPS-Betten belegt, kann ein Spital aber sogenannte «Ad Hoc»-Betten aufstellen. Diese sind zusätzliche Betten, die temporär in anderen Bereichen in den Spitälern – etwa Operationssälen oder Aufwachräumen – aufgebaut werden, aber nicht durch die SGI zertifiziert sind. Es ist daher möglich, dass diese Betten nicht mit der nötigen Technik ausgerüstet sind und dass es zu wenig Fachpersonal gibt, um Patientinnen und Patienten in diesen Betten adäquat zu betreuen. Kommen Ad-Hoc-Betten zum Einsatz, muss deshalb mit Abstrichen in der Behandlungsqualität gerechnet werden. Obwohl ein Spital dank Ad-Hoc-Betten möglicherweise nicht komplett ausgelastet ist, muss damit gerechnet werden, dass das Fachpflegepersonal bereits an seinen Belastungsgrenzen arbeitet.
Warum nahm die Zahl der Nicht-Covid-Erkrankten ab Oktober 2020 ab?
Vor Covid war eine Auslastung der Intensivpflegestationen bei rund 75 Prozent Alltag. Diese lässt sich etwa mit der Anzahl wählbarer Eingriffe steuern – rund 30 Prozent der IPS-Fälle kommen von Operationen, die nicht dringend notwendig sind, deren Patienten aber danach trotzdem für ein paar Tage ein IPS-Bett benötigten; beispielsweise am Herzen oder am Hirn. Weil immer mehr Kantone solche wählbare Eingriffe absagten oder verboten, sank die Zahl der Non-Covid-19-Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen von alleine. Gleichzeitig nahmen aber die Covid-19-Fälle zu. Bei ihnen gilt: Ist ein IPS-Bett mal belegt, bleibt es das über mehrere Wochen. Bei der dritten Welle lag eine Person durchschnittlich 15 Tage auf der IPS.
Die Lage in den Kantonen
Nicht alle Kantone verfügen über Spitäler mit grossen Intensivstationen. In diesen Fällen werden Erkrankte in umliegende Spitäler verlegt. Um die Zahlen trotzdem auf ein kantonales Niveau herunter zu brechen, zeigt die Tabelle die gemeldete Anzahl von Covid-19-Fällen auf den Intensivstationen . Zusätzlich wird die Auslastung der IPS-Betten durch Covid-19-Erkrankte sowie durch andersweitig Erkrankte in Prozent gezeigt.
Was geschieht bei einer hohen Auslastung der Intensivbetten durch Covid-19-Patienten?
Die Auslastung der Spitäler ist in der aktuellen Corona-Krise von zentraler Bedeutung. Stossen die Spitäler und speziell die Intensivstationen mit ihren zertifizierten IPS-Betten an ihre Kapazitätsgrenzen, ist die erste Möglichkeit, die Patienten in andere Spitäler im selben regionalen Spitalnetzwerk zu verlegen. Falls diese einen IPS-Auslastungsgrad von 80 Prozent erreicht haben, wovon 20 Prozent Covid-19-Erkrankte sein müssen, können sich die Spitäler an den Koordinierten Santitätsdienst (KSD) des Bundes wenden. Diese koordinieren eine Verlegung von Patienten mithilfe der Rega, bis ein Grossteil der zertifizierten IPS-Betten in der Schweiz (rund 1000 Betten) belegt sind. Danach kommen auch sogenannte « Ad-Hoc-Betten » zum Einsatz – zusätzliche Betten und Geräte, etwa der Armee, die allerdings nicht offiziell als IPS-Betten zertifiziert sind. Das heisst, bei der Behandlung in Ad-Hoc-Betten müssen gemäss KSD Abstriche in allen nicht intensiv-medizinisch relevanten Bereichen gemacht werden: Beim Personal (Pflege, Ärzte, Reinigung, Administration), Geräte und Maschinen, medizinisches Verbrauchsmaterial, Medikamente. Falls möglich, sollen auch Spitäler im nahen Ausland nach freien IPS-Betten angefragt werden.
Ist dies alles nicht mehr möglich, kommt es zu einer Selektierung der Patienten, der sogenannten harten Triage . Das heisst, die Ärztinnen und Ärzte müssen entscheiden, welche Patientinnen und Patienten behandelt werden sollen und welche nicht. Für diese nicht wünschenswerte und für alle belastende Situation hat die Schweizerische Akademie der Wissenschaften zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin Richtlinien definiert, die bei der Triage von IPS-Engpässen angewandt werden sollen. Demgemäss sollen vor allem Patientinnen und Patienten ein IPS-Bett bekommen, deren kurzfristige Prognose am vielversprechendsten ist – egal, ob sie an Covid-19 oder etwas anderem erkrankt sind.
Eine wichtige Ressource, die bei all diesen Zahlen zu kurz kommt, ist das verfügbare Intensivpflegefachpersonal . Hier gibt es keine verfügbaren Zahlen, die verlässlich aufdatiert werden. Eine Überlastung des Gesundheitsystems kann aber auch eintreten, wenn es zwar noch genügend Betten hat, aber kein verfügbares Personal mehr, das eingesetzt werden könnte.