- Die Schweizer Informationsmedien haben wegen Werbegeldern, die Google, Facebook und Co. zufliessen, weiter an Boden verloren.
- Zudem zeige sich eine «besorgniserregende Medienkonzentration», die zu einem markanten Vielfaltverlust in der Berichterstattung führe.
- Dies geht aus dem Jahrbuch 2018 «Qualität der Medien», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft der Uni Zürich hervor.
Eines der Hauptprobleme der Schweizer Medien heisst Google. Denn der Suchmaschine fliessen immer mehr Werbegelder zu – inzwischen schon Dreiviertel der gesamten Budgets für Onlinewerbung. Das sind fast 1,5 Milliarden Franken, die nicht bei Ringier, Tamedia oder der NZZ landen.
Als Folge dieser «Plattformisierung» – das heisst, des weiter zunehmenden Einflusses von Google und Facebook – befänden sich die Schweizer Informationsmedien in einer Negativspirale, so die Bilanz des Jahrbuchs.
Der Anteil journalistisch Beschäftigter sinkt seit 2011 kontinuierlich, während der Anteil der Berufstätigen im PR-Sektor ebenso kontinuierlich wachse.
Weniger Ressourcen, weniger Qualität: Auf diese einfache Formel bricht Mark Eisenegger, Professor für Medienwissenschaften an der Universität Zürich, die aktuelle Entwicklung herunter: «Die Perspektivenvielfalt und das Themenspektrum nehmen am stärksten ab, und auch die Einordnungsleistung, die Ursachen- und Wirkungszusammenhänge aufzeigen soll, leidet.»
Nachteil für die Demokratie
Dass die Vielfalt leide, habe insbesondere mit der «besorgniserregenden Medienkonzentration» zu tun. So beliefert seit diesem Jahr eine Zentralredaktion alle Deutschschweizer Zeitungen von Tamedia, also etwa den «Tages-Anzeiger», den «Bund» und die «Berner Zeitung». Seither werde in allen diesen Zeitungen meist die gleiche Abstimmungsempfehlung abgedruckt.
Weniger Vielfalt, das sei auch ein politisches Problem, sagt Eisenegger: «Wenn ich nur noch mit wenigen Meinungen konfrontiert werde, dann leidet mein Meinungsbildungsprozess.» Das sei ein Nachteil für die Demokratie.
Und es gibt noch eine weitere Entwicklung, die dem Medienwissenschaftler Sorgen macht: Im Jahr 2018 erreicht die Gruppe der sogenannten News-Deprivierten – Personen, die News nur noch sporadisch und von zumeist minderer Qualität konsumieren – einen Rekordwert von 36 Prozent.
Sie ist damit die mit Abstand grösste Mediennutzungsgruppe in der Schweiz, und sie wächst weiter. Bei den jungen Erwachsenen gehört schon jeder Zweite dazu. Jene Gruppe ist auch am wenigsten gewillt, für News zu bezahlen, und die Bindung an traditionelle Medienmarken ist entsprechend tief.
Sparmassnahmen ohne Not
Aber auch einzelne Schweizer Verlagshäuser setzten dem System der Informationsmedien zu. Sie richteten ihre Strategien partiell auf den nicht publizistischen Bereich aus und stellten – teilweise ohne Not, das heisst trotz erheblicher Unternehmensgewinne – nicht lukrative publizistische Einheiten ein, stiessen sie ab oder fassten sie in Verbundsystemen zusammen.
Angesichts der Entwicklung bezeichnen die Autoren es als bemerkenswert, dass die Medienqualität in der Schweiz nach wie vor hoch sei. Aber sie sinke.