Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Jedes Jahr erkranken in der Schweiz fast 6000 Frauen daran. Wird Brustkrebs früh genug entdeckt, sind die Behandlungs- und Überlebenschancen sehr gut. Die wichtigste Methode zur Früherkennung ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, eine sogenannte Mammografie.
Viele Schweizer Kantone laden alle Frauen ab 50 per Brief zu kostenlosen Mammografien ein. Doch diese flächendeckenden Screenings werden schon länger kritisiert – und nun springen erstmals Kantone ab, die einst hinter den Screenings standen.
Bern und Solothurn kritisch
Der Kanton Bern ist nicht zufrieden – und hat den Vertrag mit der Krebsliga gekündigt. Schon nach vier Jahren, bevor die Pilotphase zu Ende ist.
Zu wenig Frauen hätten an der Vorsorgeuntersuchung teilgenommen. Der Kantonsarzt Jan von Overbeck fragt sich deshalb, ob der Kanton das Geld am richtigen Ort investiert: «Wir sind der Meinung, dass die Gynäkologen und die Radiologen auch selbst ein Screening-Programm auf die Beine stellen könnten. Der Staat sollte eigentlich nur eine Anstossfinanzierung leisten.»
Wir sind der Meinung, dass die Gynäkologen und die Radiologen auch selbst ein Screening-Programm auf die Beine stellen könnten.
Der Berner Kantonsarzt zweifelt nicht nur die staatliche Finanzierung an, sondern kritisiert auch, dass viele Befunde gemacht würden, die sich im Nachhinein als harmlos herausstellten. «Diese Verdachtsfälle sind ein sehr grosser Kostenposten und bedeuten Ängste für die Patientinnen.» Diese Befürchtungen stehen schweizweit schon lange im Raum und führen nun auch in Solothurn zu einem Umdenken.
Zunächst habe Solothurn die Screenings aufgeschoben, weil man auf ein nationales Krebsregister warten wollte, das mehr Informationen gebracht hätte. Inzwischen aber frage man sich, ob man das Screening-Programm überhaupt noch wolle, sagt der Kantonsarzt Christian Lanz. «Es zeichnet sich auf der wissenschaftlichen Ebene ab, dass Screening-Programm nicht die Wirkung hat, die man von ihm erwartet.»
Basel-Stadt weitet Angebot aus
Ohne Bern und Solothurn würden nur noch zehn Kantone kostenlose Screenings anbieten. Ob die Skepsis weiterschwappt, sei schwer einzuschätzen, sagt die Krebsliga auf Anfrage. Bisher gibt es jedoch keine Anzeichen dafür. Basel-Stadt oder St. Gallen sind sehr zufrieden mit dem Programm, Basel weitet das Angebot gar aus.
Eine Erklärung dafür, weshalb die einen Kantone sehr zufrieden sind und andere gar nicht, kennen weder die Kantone noch die Krebsliga. Es hänge wohl schlicht und einfach davon ab, wie der einzelne Kantonsarzt zum Thema steht.