Küsschen, Händeschütteln, Umarmungen: Seit Beginn der Corona-Pandemie sind einige über Generationen gepflegte Gewohnheiten bei der Begrüssung in Windeseile verflogen. Bald ist die Hälfte der Schweizer Bevölkerung vollständig geimpft. Kommen dann die alten Gepflogenheiten wieder zurück? Wird es in wenigen Wochen wieder sein wie früher? SRF News hat beim Knigge-Experten Christoph Stokar nachgefragt.
Drei Küsschen: Die ältere Generation wird in wenigen Wochen wieder zu den drei Küsschen zurückgehen. Ich persönlich finde die drei Küsschen aber umständlich. Das «Rudelküssen» bei Familienfeiern finde ich bei zwanzigmal Küssen etwas kompliziert. Ähnlich wie beim Anstossen finde ich, dass bei vier Personen am Tisch angestossen werden kann. Bei mehr Personen wird es dann ebenfalls knifflig.
Letztendlich sind die Küsschen etwas Oberflächliches, was wir aus meiner Sicht im Leben nicht mehr brauchen. Wenn man sich in der momentanen Corona-Übergangsphase nicht wohlfühlt bei den drei Küsschen zur Begrüssung, kann man ja auch sagen, dass man noch nicht zweimal geimpft sei. Trotzdem sollte man sich tolerant und verständnisvoll zeigen und die alten Gewohnheiten wieder akzeptieren.
Ich denke, dass die Küsschen zur Begrüssung wieder so zurückkehren werden, wie es vor der Pandemie üblich war.
Ich denke, dass die Küsschen zur Begrüssung wieder so zurückkehren werden, wie es vor der Pandemie üblich war. In der Corona-Zeit sind wir etwas dünnhäutig geworden. Deshalb müssen wir uns wieder eine gewisse Gelassenheit aus der Zeit vor der Coronakrise aneignen.
Händeschütteln: Bei uns ist das Händeschütteln ein alter Brauch. Früher hat man damit gezeigt, dass man keine Waffen bei sich trägt und so eine gewisse Nähe zum Gegenüber schaffen möchte. Die Hand zu schütteln ist ein offener, positiver Akt, der dem Gegenüber einen gewissen Respekt zeigt.
Für mich gehört das Händeschütteln in den Schweizer Alltag und das sollte man nicht einfach so aufgeben.
Deshalb hoffe ich sehr, dass das Händeschütteln wieder so zurückkommt wie vor der Coronakrise. Ich fände es sehr schade, wenn man bei der alternativen Begrüssung mit Ellbogen-Berühren oder «Fist bump» bleiben würde. Für mich gehört das Händeschütteln in den Schweizer Alltag, und das sollte man nicht einfach so aufgeben.
Umarmung: Die Jungen begrüssen sich oft nicht mehr mit drei Küsschen, sondern mit einer Umarmung. Ich finde Umarmen eine Stufe herzlicher als die drei Küsschen, weil die Küsschen in vielen Begrüssungssituationen genutzt werden.
Es ist schwierig abzuschätzen, wie die Umarmung nach der Corona-Zeit funktionieren wird.
Es ist aber zum jetzigen Zeitpunkt schwierig abzuschätzen, wie die Umarmung nach der Corona-Zeit funktionieren wird. Wir sind aktuell in der Aufwärmphase, wo alle wieder langsam aus dem Schneckenhäuschen herauskommen. Nach meinen Beobachtungen habe ich das Gefühl, dass die Normalität langsam wieder zurückkehrt.
Essen aus einer Schüssel: Fondue in allen Formen oder Nüssli und Chips aus einer Schale zu essen – das wird wieder zurückkommen. Ich denke, diese Essensgewohnheiten werden bald wieder ganz normal sein.
Ich denke, diese Essensgewohnheiten werden bald wieder ganz normal sein.
Die Menschen sind mittlerweile wieder unbefangener und sehen im Gegenüber keinen potenziellen Krankheitserreger mehr. Gewisse Angewohnheiten mussten aufgrund der Corona-Pandemie natürlich angepasst werden, aber ich hoffe, dass die Sozialphobien bald abgelegt werden können.