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Knigge-Experte zu Post-Corona Kommen die drei Küsschen je wieder zurück?

Küsschen, Händeschütteln, Umarmungen: Seit Beginn der Corona-Pandemie sind einige über Generationen gepflegte Gewohnheiten bei der Begrüssung in Windeseile verflogen. Bald ist die Hälfte der Schweizer Bevölkerung vollständig geimpft. Kommen dann die alten Gepflogenheiten wieder zurück? Wird es in wenigen Wochen wieder sein wie früher? SRF News hat beim Knigge-Experten Christoph Stokar nachgefragt.

Christoph Stokar

Autor und Benimm-Experte

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Christoph Stokar kennt sich aus mit Benimmregeln. Der Autor von «Der Schweizer Knigge» und «Der Schweizer Business-Knigge» findet, dass ein guter Umgang miteinander für mehr Lebensqualität sorgt. In den Büchern geht es um das gute Benehmen in der heutigen Zeit und der Schweiz – da hierzulande besonders viel Wert auf Individualismus gelegt wird. Er ist freier Texter und Konzepter und lebt in Zürich.

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aus Echo der Zeit vom 04.06.2021. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 10 Sekunden.

Drei Küsschen: Die ältere Generation wird in wenigen Wochen wieder zu den drei Küsschen zurückgehen. Ich persönlich finde die drei Küsschen aber umständlich. Das «Rudelküssen» bei Familienfeiern finde ich bei zwanzigmal Küssen etwas kompliziert. Ähnlich wie beim Anstossen finde ich, dass bei vier Personen am Tisch angestossen werden kann. Bei mehr Personen wird es dann ebenfalls knifflig.

Letztendlich sind die Küsschen etwas Oberflächliches, was wir aus meiner Sicht im Leben nicht mehr brauchen. Wenn man sich in der momentanen Corona-Übergangsphase nicht wohlfühlt bei den drei Küsschen zur Begrüssung, kann man ja auch sagen, dass man noch nicht zweimal geimpft sei. Trotzdem sollte man sich tolerant und verständnisvoll zeigen und die alten Gewohnheiten wieder akzeptieren.

Ich denke, dass die Küsschen zur Begrüssung wieder so zurückkehren werden, wie es vor der Pandemie üblich war.
Autor: Christoph StokarKnigge-Experte

Ich denke, dass die Küsschen zur Begrüssung wieder so zurückkehren werden, wie es vor der Pandemie üblich war. In der Corona-Zeit sind wir etwas dünnhäutig geworden. Deshalb müssen wir uns wieder eine gewisse Gelassenheit aus der Zeit vor der Coronakrise aneignen.

Händeschütteln: Bei uns ist das Händeschütteln ein alter Brauch. Früher hat man damit gezeigt, dass man keine Waffen bei sich trägt und so eine gewisse Nähe zum Gegenüber schaffen möchte. Die Hand zu schütteln ist ein offener, positiver Akt, der dem Gegenüber einen gewissen Respekt zeigt.

Für mich gehört das Händeschütteln in den Schweizer Alltag und das sollte man nicht einfach so aufgeben.
Autor: Christoph StokarKnigge-Experte

Deshalb hoffe ich sehr, dass das Händeschütteln wieder so zurückkommt wie vor der Coronakrise. Ich fände es sehr schade, wenn man bei der alternativen Begrüssung mit Ellbogen-Berühren oder «Fist bump» bleiben würde. Für mich gehört das Händeschütteln in den Schweizer Alltag, und das sollte man nicht einfach so aufgeben.

Umarmung: Die Jungen begrüssen sich oft nicht mehr mit drei Küsschen, sondern mit einer Umarmung. Ich finde Umarmen eine Stufe herzlicher als die drei Küsschen, weil die Küsschen in vielen Begrüssungssituationen genutzt werden.

Es ist schwierig abzuschätzen, wie die Umarmung nach der Corona-Zeit funktionieren wird.
Autor: Christoph StokarKnigge Experte

Es ist aber zum jetzigen Zeitpunkt schwierig abzuschätzen, wie die Umarmung nach der Corona-Zeit funktionieren wird. Wir sind aktuell in der Aufwärmphase, wo alle wieder langsam aus dem Schneckenhäuschen herauskommen. Nach meinen Beobachtungen habe ich das Gefühl, dass die Normalität langsam wieder zurückkehrt.

Essen aus einer Schüssel: Fondue in allen Formen oder Nüssli und Chips aus einer Schale zu essen – das wird wieder zurückkommen. Ich denke, diese Essensgewohnheiten werden bald wieder ganz normal sein.

Ich denke, diese Essensgewohnheiten werden bald wieder ganz normal sein.
Autor: Christoph StokarKnigge-Experte

Die Menschen sind mittlerweile wieder unbefangener und sehen im Gegenüber keinen potenziellen Krankheitserreger mehr. Gewisse Angewohnheiten mussten aufgrund der Corona-Pandemie natürlich angepasst werden, aber ich hoffe, dass die Sozialphobien bald abgelegt werden können.

«Maske bleibt Symbol aus Corona-Zeit»

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SRF News: Denken Sie, dass auch nach der Pandemie die Menschen Maske tragen? Und wenn ja, in welchen Situationen?

Christoph Stokar: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Gebrauch der Maske bei uns etwas mehr akzeptiert wird als vor der Corona-Pandemie. Mit der Maske sind aber Einschränkungen verbunden, deshalb denke ich, dass der Gebrauch stark zurückgehen wird. Die Maske bleibt ein negatives Symbol aus der Corona-Zeit.

Trotz aufgehobener Maskenpflicht möchte jemand die Maske weiterhin im ÖV tragen. Wie soll diese Person auf böse Blicke oder Kommentare aus dem Umfeld reagieren?

Die bösen Blicke sollte man nie überinterpretieren. Bei Kommentaren kann man das Gegenüber darauf aufmerksam machen, dass man erkältet ist und niemanden anstecken möchte. Grundsätzlich ist das Maskentragen dann ein Zeichen der Souveränität.

Wie meinen Sie das?

Das Maskentragen nach der Maskenpflicht wäre sehr rücksichtsvoll. Deshalb hoffe ich, dass niemand negativ darauf reagieren wird. Ich sehe keinen Grund, warum man gegen eine Maske sein sollte.

Echo der Zeit, 04.06.21, 18:00 Uhr

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