- Reiche sollen mehr für die Grundversicherung zahlen, lautet ein Vorschlag des bernischen SVP-Gesundheitsdirektors Pierre Alain Schnegg.
- Für gut situierte Personen sei ein Anstieg der Kosten auf 600 bis 700 Franken pro Monat gut zu verkraften, erklärte er in der Zeitung «Der Bund».
- Ein Experte warnt: Auch der Mittelstand müsste dann mehr bezahlen.
Mehrere 100 Franken mehr im Monat für die Krankenkasse zu bezahlen, das sei kein Problem für reiche Leute, meint Pierre Alain Schnegg: «Für jemanden, der ein gutes Einkommen hat, ist das sicher nicht absolut relevant, ob er jetzt 300 bis 400 Franken oder 600 bis 700 Franken zahlt für seine Krankenkasse.»
Aber die ärmeren Haushalte würde das entlasten, sagt der Berner SVP-Regierungsrat. Sein Modell sieht vor, dass die Kantone nichts mehr an Spitalkosten zahlen, dieses Geld dafür für die Prämienverbilligung einsetzen. Die Krankenkassen müssten dann die ganzen Spitalkosten übernehmen, dafür würden sie die Prämien für die Reichen massiv erhöhen.
Kostendämpfende Wirkung ist fraglich
Das sei sicher machbar, meint Michael Jordi von der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK). Aber: «Unklar bleibt, wie durch ein Modell, in dem es nur noch einen Zahler gibt, die wichtigen Herausforderungen besser gelöst werden, nämlich wie damit Kosten gedämpft werden können.» Denn das sei das grosse Problem, sagt Jordi: Um tiefere Prämien gehe es ja bereits in der Entlastungsinitiative der SP.
Ein Versorgungssystem, in dem die Kantone nichts mehr zu sagen hätten, weil sie nicht mehr zahlen, sei politisch kaum durchsetzbar, so der Gesundheitsexperte weiter. Doch ist diese Idee einer Umverteilung zu den Reichen wirklich gerechter? Nein, sagt Gesundheitsökonom Simon Wieser von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Im Gegenteil: «Der Vorschlag würde dazu führen, dass die Prämien für diejenigen, die noch keine Prämienverbilligung bekommen, wahrscheinlich um 30 Prozent steigen würden», sagt Wieser. «Das würde bedeuten, dass die Prämienbelastung für den grössten Teil der Bevölkerung noch grösser wird.»
Der Vorschlag würde dazu führen, dass die Prämien, für diejenigen, die noch keine Prämienverbilligung bekommen, wahrscheinlich um 30 Prozent steigen würden.
Egal, ob jemand 80'000 oder mehrere Millionen Franken verdiene: Die Prämie würde für beide um gleich viel ansteigen, rechnet Wieser vor. Neben den Reichen müsste demnach auch ein grosser Teil des Mittelstands mehr bezahlen.
Wenn die Reichen wirklich mehr bezahlen sollen, hält der Gesundheitsökonom der ZHAW eine Steuererhöhung für sinnvoller und gerechter.
HeuteMorgen, 14.02.2020, 06:10 Uhr