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Französischunterricht in einer Schule
Legende: Französischunterricht an einer Schule: Der Thurgauer Entscheid sorgt für heisse Köpfe. Colourbox

Schweiz «La vie est dure› heisst eben nicht ‹De Wii isch tüür»

Eine deutliche Mehrheit des Thurgauer Kantonsparlaments hat diese Woche einen umstrittenen Entscheid gefällt. Die Parlamentarier wollen das Frühfranzösisch aus dem Stundenplan der Primarschüler streichen. Auf unserer Facebook-Seite und auf srf.ch/news sorgt das für erhitzte Diskussionen.

Am vergangenen Mittwoch fällte der Grosse Rat des Kantons Thurgau einen Entscheid, der noch Tage später für Diskussionen sorgt – über die Kantonsgrenzen hinaus. Mit 71 zu 49 Stimmen sprachen sich die Parlamentarier dafür aus, das Frühfranzösisch aus dem Lehrplan zu verbannen. In der Primarschule soll künftig nur noch Englisch gelehrt werden.

Der Parlamentsentscheid sorgte nicht nur auf politischer Ebene für Diskussionen. Auch unter unseren Meldungen und auf der Facebookseite von SRF News , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnengingen Dutzende Kommentare ein – für und wider das Frühfranzösisch. Eine nicht-repräsentative Umfrage auf unserer Seite zeigte, dass das Thema polarisiert. Von mehr als 2000 Stimmen, die abgegeben wurden, sprachen sich 56 Prozent für das Frühfranzösisch aus. 42 Prozent wollen es lieber streichen.

Zu den Befürwortern des Thurgauer Parlamentsbeschlusses gehört B. Muller aus Zürich. «Ein guter Entscheid vom Kanton Thurgau», heisst es in Mullers Kommentar auf SRF News Online. «Damit wir mit der Weltwirtschaft mithalten können, brauchen wir als erste Fremdsprache ganz bestimmt Englisch.»

Zeit für weitere Sprachen bleibe noch genug. «In der Oberstufe kann anschliessend wahlweise Französisch, Italienisch, oder sogar eine weitere Fremdsprache dazukommen.» Muller ist sicher: «Würden wir die Schüler entscheiden lassen, wäre das obligatorische Franz in der Deutschschweiz schon längst abgeschafft worden.»

In dieselbe Kerbe schlägt Hans Haller aus Kölliken. «Mit Englisch kommt man weiter als mit Französisch», schreibt er. In Zeiten der Globalisierung solle kein kleinbürgerlicher Streit um die Sprache geführt werden. «Warum will man uns gerade Französisch aufzwingen? Warum nicht Italienisch?», fragt Haller und gibt die Antwort gleich selbst: Mit beiden Sprachen sei man in der heutigen Zeit sehr eingeschränkt.

Dieses Argument, das nicht nur Hans Haller ins Feld führt, sorgt für Widerspruch. «Wir haben vier Amtssprachen und Englisch ist keine davon», schreibt Tädeus M. Fivaz auf Facebook. Es sei «peinlich und fragwürdig, wenn Deutsch- und Westschweizer eine fünfte Sprache brauchen, um sich untereinander verständigen zu können.»

«Arme Thurgauer Schüler»

Das findet auch B. Küng aus Biel. «Die Landessprachen sind Französisch, Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch. Englisch gehört nicht dazu – Weltsprache hin oder her.» Er nimmt zudem die Romands in Schutz gegen Vorwürfe, diese würden gegenüber Deutschschweizern auf Französisch beharren. «Warum sollen die Romands mit den Deutschweizern Deutsch sprechen, wenn diese sich nicht einmal bemühen, mit ihnen Hochdeutsch zu sprechen?»

Praktische Gründe für Französisch in der Primarschule bringt Anja Knöpfli ins Spiel, die selbst im Kanton Thurgau lebt. «Arme Thurgauer Schüler», schreibt sie auf srf.ch/news. Es sei einfacher, das Grundvokabular Französisch in fünf oder sieben Jahren zu lernen als in nur drei Jahren. Für Thurgauer Sekundarschüler bedeute der Entscheid des Parlaments nun eine grössere Belastung. «Ausserdem wird es für Thurgauer Schüler unmöglich, vier Jahre Französisch aufzuholen, wenn ihre Eltern von Frauenfeld nach Bern ziehen.»

«Endlich einigen»

Was bedeutet der Thurgauer Entscheid für die geplante Harmonisierung der Volksschule? Noch ist das nicht wirklich absehbar, viele Kommentatoren aber denken bereits in diese Richtung. «Wichtig wäre, dass man sich endlich darauf einigen könnte, welche Fremdsprache als erste eingeführt wird. Heute kommt bei den östlichen deutschsprachigen Kantonen Englisch zuerst, bei den westlichen deutschsprachigen Kantonen Französisch. Damit wird der Sinn von HarmoS – zumindest bei den Fremdsprachen – ad absurdum geführt.»

Für das Frühfranzösisch spricht sich schliesslich auch W. Ineichen aus Luzern aus. Mit einem Augenzwinkern plädiert er für mehr Sprachgewandtheit. «‹La vie est dure› heisst eben nicht ‹De Wii isch tüür.› Und ‹à la carte› heisst nicht ‹dusse im Garte››.

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