- In der Schweiz wird jeder vierte Lehrvertrag wieder aufgelöst.
- Meistens geschieht dies bereits im ersten Ausbildungsjahr.
- Der Baumeisterverband schult nun seine Lehrlingsbetreuer.
Oft würden sich Jugendliche schlicht und einfach für die falsche Lehre entscheiden, sagt Irene Kriesi, Forscherin vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB): «Jugendliche im Alter von 14, 15 Jahren sind in der Regel damit überfordert, die Tragweite der Entscheidung wirklich erfassen zu können.»
Jugendliche sind damit überfordert, die Tragweite der Entscheidung wirklich erfassen zu können.
Häufig treffen Junge mit schlechten Schulnoten die falsche Berufswahl. Sie sind froh, überhaupt eine Lehrstelle zu bekommen. Das gleiche beobachtet Kriesi auf Seiten der Arbeitgeber. Wer Mühe hat, Lehrlinge zu finden, stellt schneller ein und merkt zu spät, dass es mit diesem Jugendlichen nicht klappen kann.
Baubranche und Coiffeure betroffen
Es komme immer wieder vor, dass Unternehmen ihre Ausbildungsverantwortung nicht wahrnähmen, so Kriesi weiter: «Es gibt einfach auch Betriebe, welche die Jugendlichen als billige Arbeitskräfte ausnutzen.»
Überdurchschnittlich oft werden Lehrverträge im Coiffeurgeschäft, im Gastgewerbe und auf dem Bau aufgelöst. In diesen Berufsgruppen zieht jeder dritte Lehrling die Grundausbildung nicht durch.
Ueli Büchi, Bildungsverantwortlicher beim Baumeisterverband, sagt, man habe das Problem erkannt und Massnahmen ergriffen. So biete der Verband neu Schulungen für Bauarbeiter an, die sich auf der Baustelle um die Lehrlinge kümmern.
Risiko von Langzeitarbeitslosigkeit hoch
«Diese sollen wissen, was ein Lehrplan ist, was ausgebildet werden muss», so Büchi. «Sie sollen die Lernenden fragen, was sie im Fachunterricht gelernt haben, so dass man den Transfer des Gelernten auf die Baustelle machen kann.»
Und wenn es doch nicht klappt und es zu einem Lehrabbruch kommt, muss das Ziel sein, dass die Jungen möglichst schnell eine neue Lehre beginnen – denn laut Statistik sind Jugendliche ohne Lehrabschluss einem grossen Risiko ausgesetzt, langzeitarbeitslos zu werden. Oder aber sie sind zu Niedriglohnarbeit verdammt.