In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Meldungen über lokale Coronavirus-Ausbrüche. In China, in Israel, in Deutschland, in geringerem Ausmass aber auch in der Schweiz. Die Corona-Neuansteckungen sind hierzulande innert sieben Tagen auf 156 gestiegen, in der Vorwoche waren es laut BAG noch 131 Fälle.
«Das bereitet uns Sorge»
Mittlerweile ist auch die Reproduktionszahl R, also die Anzahl Personen, die ein mit dem Coronavirus Infizierter im Durchschnitt ansteckt, in der Schweiz wieder auf über eins geklettert. «Wir beobachten, dass die Anzahl Fälle wieder steigt. Das bereitet uns Sorge», sagt Matthias Egger, Leiter der nationalen Task-Force gegen das Coronavirus zu Radio SRF.
Eine zweite Welle könnte laut Egger früher kommen als befürchtet. «Es muss nicht bis Herbst dauern. Eine zweite Welle könnte in der Schweiz bereits in den nächsten Wochen kommen.» Auch in Israel konnten im Mai die Fallzahlen wie in der Schweiz massiv gesenkt werden. Mittlerweile gäbe es aber wieder mehr Fälle. Egger: «In Israel kommt jetzt die zweite Welle. Trotz der grossen Wärme im Land, was ja auch immer ein Thema ist.»
«Maske tragen»
Egger hofft, dass die Schweiz den kommenden Anstieg der Fallzahlen gut kontrollieren kann. Zuversichtlich stimmt Egger, dass die Schweiz nun wisse, wie eine solche Welle verhindert werden könne. Es sei nun wichtig, die Strategie aus Testen, Tracen, Isolieren und Quarantäne konsequent umzusetzen.
Egger ruft die Bevölkerung dazu auf, sich weiter an die Distanz- und die Hygiene-Regeln zu halten. «Wenn der 2-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann, soll man eine Maske tragen», so Egger.
Klar gegen weitere Lockerungen
Laut dem Task-Force-Leiter steht die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern momentan gut da. Doch dieser Vorsprung dürfe nicht fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden. Egger äussert sich bei Radio SRF dezidiert gegen weitere Lockerungsschritte der Schweizer Regierung: «Jetzt muss man zuerst abwarten, was genau die letzten Lockerungen vom 6. Juni bewirken. Erst dann kann man wieder weiterschauen.»
Egger lobt die Behörden und Bundesrat Alain Berset für die bisherige Bekämpfung der Pandemie. Mit dem Veranstaltungsverbot für mehr als 1000 Personen sei man Ende Februar weltweit führend gewesen. Leider habe die Schweiz aber bis Mitte März wenig weitere Schritte gegen das Coronavirus unternommen. Egger: «Den Lockdown hätte man eine Woche früher verordnen sollen. Damit hätte man die Anzahl Fälle etwa halbiert.»