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Nydegglift soll Berner Matte besser erschliessen – aber wie?
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 02.08.2024. Bild: SRF/Adrian Müller
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Liftzugang zum Aarequartier Neuer Lift für Berner Altstadt: Das steckt hinter dem Nydegglift

Die Matte will einen zweiten Liftzugang. Nun bringt die Denkmalpflege eine neue Variante für den Nydegglift ins Spiel. Das sind die wichtigsten Punkte.

Was ist das Problem? Ob mit Kinderwagen oder Einkaufstaschen: Wer vom Berner Mattequartier vis-à-vis des Bärenparks in die Altstadt will, muss über die Nydeggtreppe oder den Nydeggstalden einen Höhenunterschied von sieben Stockwerken überwinden. Das ist vor allem für ältere Menschen oder Familien kaum zumutbar. «Wenn ich schwere Sachen tragen muss, bestelle ich mir ein Taxi», sagt eine Anwohnerin gegenüber SRF. Seit Jahrzehnten kämpft das Quartier deshalb für einen barrierefreien Zugang, bisher ohne Erfolg. Nun hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie für einen Lift in Auftrag gegeben.

Wie sieht die Lift-Lösung aus dem Quartier aus? Unter dem Projektnamen «Mattelift 2.0» hat eine Gruppe aus dem Quartier ein neues Liftprojekt lanciert – den Nydegglift. Der Berner Architekt und ehemalige Konstrukteur der Gurtenbahn, Walter Hunziker, hat das Projekt ausgearbeitet: Es sieht einen Aussenlift vor, der von einem «Tor» auf der Brücke auf einer Stahlkonstruktion von der Nydeggbrücke entlang des Pfeilers hinunter in die Matte führt. «Die verglaste Kabine würde Einheimischen wie Touristen ein Fahrerlebnis bieten. Und sie wäre vollständig demontierbar», betont Hunziker. Die berechneten Baukosten belaufen sich auf maximal zwei Millionen Franken.

Walter Hunziker zeigt seine Projektskizze.
Legende: «Die verglaste Kabine bietet Fahrerlebnis»: Der Berner Architekt Walter Hunziker hat den Nydegg-Aussenlift entworfen. SRF / Adrian Müller

Was ist der Knackpunkt? Die Nydeggbrücke liegt mitten im Herzen des Unesco-Welterbes, steht unter Denkmalschutz und ist ein beliebtes Postkartenmotiv. «Auch wenn der Lift fast durchsichtig ist, ist er doch eine kleine Veränderung in der Altstadt», räumt Walter ein. Die Denkmalpflege hat das Liftprojekt studiert: «Die Variante ist problematisch, weil sie zu einer Beeinträchtigung der Brücke führen kann», sagt der Berner Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross. Deshalb hat die Denkmalpflege zusammen mit einem Ingenieurbüro eine zweite Variante für einen Nydegglift ausarbeiten lassen.

Wie sieht die zweite Liftvariante aus? Der Lift wird direkt in den Brückenpfeiler integriert. Die Leute steigen im alten Zollhäuschen auf der Nydeggbrücke ein, der Lift fährt durch einen Schacht in die Tiefe – von aussen wäre der Lift so praktisch unsichtbar. Die Idee an sich sei nicht neu, sondern über 180 Jahre alt, sagt Gross. «Wir haben die alten Pläne der Nydeggbrücke studiert und gesehen, dass es so ein Projekt schon mal gegeben hat, allerdings mit einer Treppe statt eines Lifts.» Die Baukosten können noch nicht genau beziffert werden, die Rede ist von einem einstelligen Millionenbetrag.

Ist die Liftfahrt gratis? Die Analysen der Stadt sollen auch zeigen, ob der Nydegglift wie der bestehende Mattelift ein durch Personal bedientes, kostenpflichtiges «Senkeltram» werden soll – oder ein ganz normaler Lift. Letztlich geht es auch um die Frage, wie viel Steuergelder der Betrieb des Lifts kosten darf.

Nydegglift als Chance für den Tourismus?

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Das Gebiet um den Bärenpark und die Nydegg ist das touristische Herz der Berner Altstadt. Mit einem neuen Lift an der Nydeggbrücke würde es neue Möglichkeiten geben, die Stadt zu besichtigen. «Es tut sich ein neuer touristischer Circuit auf. Besucher könnten mit dem Nydegglift in die Matte fahren, zur Schwelle spazieren, hinauf zur Münsterplattform fahren und dann wieder die Altstadt zum Bärengraben hinunterlaufen», sagt der Architekt Walter Hunziker.

Für Marc Hagmann, Verwaltungsratspräsident des Mattelifts, ist klar: Damit sich der Betrieb rechnet, müssen auch Touristen mit dem Lift fahren. «Nur die Bevölkerung der Matte bei der Nydegg reicht nicht.» Pro Tag frequentieren 800 Personen den alten Mattelift.

Wie geht es weiter? Die Stadt will die Machbarkeitsstudie bis Ende 2024 abschliessen, damit die beiden Aufzugsprojekte direkt verglichen werden können. Dabei geht es neben der Frage des Denkmalschutzes beispielsweise um Bau- und Betriebskosten, Statik, Fussverkehr usw. Bis im nächsten Sommer soll die Berner Stadtregierung einen Entscheid fällen. «Die in die Brücke integrierte Variante ist eine bestechende Lösung, auch wenn sie etwas teurer würde. Sie muss vertieft geprüft werden», sagt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Läuft alles nach Plan, fährt der Lift Ende der 2020er Jahre.

Liftprojekt kommt für Sanierung zu spät

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Die Stadt Bern wird demnächst die Nydeggbrücke für rund 30 Millionen Franken sanieren und dabei insbesondere die Fahrbahn erneuern. Den Bau des Nydegglifts mit der Sanierung zu verbinden, ist nicht möglich. Dafür sei der Zeitplan zu eng und das Sanierungsprojekt zu weit fortgeschritten, sagte der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 30.07.2024, 06:31 Uhr

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