Was ist das Problem? Ob mit Kinderwagen oder Einkaufstaschen: Wer vom Berner Mattequartier vis-à-vis des Bärenparks in die Altstadt will, muss über die Nydeggtreppe oder den Nydeggstalden einen Höhenunterschied von sieben Stockwerken überwinden. Das ist vor allem für ältere Menschen oder Familien kaum zumutbar. «Wenn ich schwere Sachen tragen muss, bestelle ich mir ein Taxi», sagt eine Anwohnerin gegenüber SRF. Seit Jahrzehnten kämpft das Quartier deshalb für einen barrierefreien Zugang, bisher ohne Erfolg. Nun hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie für einen Lift in Auftrag gegeben.
Nydegg-Aussenlift: Projekt Quartier
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Bild 1 von 5. Verglaste Liftkabine, filigrane Stahlträger: die vom Quartier eingebrachte Aussenliftvariante. Bildquelle: Visualisierung: Walter Hunziker.
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Bild 2 von 5. Der Aussenlift würde von einer Art Tor auf der Nydeggbrücke in die Mattenenge führen. Bildquelle: Visualisierung: Walter Hunziker.
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Bild 3 von 5. Der Zugang zum Lift erfolgt durch ein Eingangstor auf der Nydeggbrücke. Bildquelle: Visualisierung: Walter Hunziker.
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Bild 4 von 5. Der Lift ist zwar kaum erkennbar und verändert das Stadtbild – ein Berner Postkartenmotiv – nur minim. Bildquelle: Visualisierung: Walter Hunziker.
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Bild 5 von 5. Bislang müssen Anwohnende aus dem Mattequartier rund sieben Stockwerke hinauf zur Nydegg laufen - oder den 600 Meter entfernten Mattelift benutzen. Bildquelle: SRF / Adrian Müller.
Wie sieht die Lift-Lösung aus dem Quartier aus? Unter dem Projektnamen «Mattelift 2.0» hat eine Gruppe aus dem Quartier ein neues Liftprojekt lanciert – den Nydegglift. Der Berner Architekt und ehemalige Konstrukteur der Gurtenbahn, Walter Hunziker, hat das Projekt ausgearbeitet: Es sieht einen Aussenlift vor, der von einem «Tor» auf der Brücke auf einer Stahlkonstruktion von der Nydeggbrücke entlang des Pfeilers hinunter in die Matte führt. «Die verglaste Kabine würde Einheimischen wie Touristen ein Fahrerlebnis bieten. Und sie wäre vollständig demontierbar», betont Hunziker. Die berechneten Baukosten belaufen sich auf maximal zwei Millionen Franken.
Was ist der Knackpunkt? Die Nydeggbrücke liegt mitten im Herzen des Unesco-Welterbes, steht unter Denkmalschutz und ist ein beliebtes Postkartenmotiv. «Auch wenn der Lift fast durchsichtig ist, ist er doch eine kleine Veränderung in der Altstadt», räumt Walter ein. Die Denkmalpflege hat das Liftprojekt studiert: «Die Variante ist problematisch, weil sie zu einer Beeinträchtigung der Brücke führen kann», sagt der Berner Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross. Deshalb hat die Denkmalpflege zusammen mit einem Ingenieurbüro eine zweite Variante für einen Nydegglift ausarbeiten lassen.
Nydegglift: Projekt Denkmalpflege
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Bild 1 von 5. Bereits bei der Planung der Nydeggbrücke 1839 gab es Pläne für einen Schacht mit einer Treppe im Pfeiler. Nun soll dort der Nydegglift in einer in der Brücke integrierten Variante fahren. Bildquelle: Wikimedia Commons.
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Bild 2 von 5. Die Variante der Denkmalpflege sieht vor, dass der Lift innerhalb des Brückenpfeilers fährt. Damit wäre er praktisch unsichtbar. Bildquelle: SRF / Adrian Müller.
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Bild 3 von 5. Der städtische Denkmalpfleger Jean Daniel Gross hat die in der Brücke integrierte Liftvariante mit einem Ingenieurbüro ausgearbeitet. Bildquelle: Keystone / Peter Klaunzer.
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Bild 4 von 5. Der Einstieg zum Lift erfolgt im alten Zollhäuschen auf der Nydeggbrücke. Bildquelle: SRF / Adrian Müller.
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Bild 5 von 5. Noch sind viele Fragen zum neuen Nydegglift ungeklärt. Bis Ende 2024 soll nun die Machbarkeitsstudie vorliegen. Bildquelle: SRF / Adrian Müller.
Wie sieht die zweite Liftvariante aus? Der Lift wird direkt in den Brückenpfeiler integriert. Die Leute steigen im alten Zollhäuschen auf der Nydeggbrücke ein, der Lift fährt durch einen Schacht in die Tiefe – von aussen wäre der Lift so praktisch unsichtbar. Die Idee an sich sei nicht neu, sondern über 180 Jahre alt, sagt Gross. «Wir haben die alten Pläne der Nydeggbrücke studiert und gesehen, dass es so ein Projekt schon mal gegeben hat, allerdings mit einer Treppe statt eines Lifts.» Die Baukosten können noch nicht genau beziffert werden, die Rede ist von einem einstelligen Millionenbetrag.
Ist die Liftfahrt gratis? Die Analysen der Stadt sollen auch zeigen, ob der Nydegglift wie der bestehende Mattelift ein durch Personal bedientes, kostenpflichtiges «Senkeltram» werden soll – oder ein ganz normaler Lift. Letztlich geht es auch um die Frage, wie viel Steuergelder der Betrieb des Lifts kosten darf.
Wie geht es weiter? Die Stadt will die Machbarkeitsstudie bis Ende 2024 abschliessen, damit die beiden Aufzugsprojekte direkt verglichen werden können. Dabei geht es neben der Frage des Denkmalschutzes beispielsweise um Bau- und Betriebskosten, Statik, Fussverkehr usw. Bis im nächsten Sommer soll die Berner Stadtregierung einen Entscheid fällen. «Die in die Brücke integrierte Variante ist eine bestechende Lösung, auch wenn sie etwas teurer würde. Sie muss vertieft geprüft werden», sagt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Läuft alles nach Plan, fährt der Lift Ende der 2020er Jahre.
Berner Lifte bei der Altstadt
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Bild 1 von 4. Das 1897 eröffnete «Senkeltram», der Mattelift, fährt von der vorderen Matte hinauf zur Münsterplattform. Täglich fahren damit rund 800 Personen. Bildquelle: Keystone / Peter Schneider.
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Bild 2 von 4. Die Marzilibahn in Bern verbindet seit 1885 den Bahnhof mit dem Marziliquartier. Bildquelle: Archivbild: Keystone.
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Bild 3 von 4. Der Lift neben der Monbijoubrücke ist gratis. Bildquelle: SRF / Adrian Müller.
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Bild 4 von 4. Beste Sicht auf die Berner Bären: Der Bärenpark-Lift wurde 2015 eröffnet. Bildquelle: SRF / Adrian Müller.