Pendler: Am Montagmorgen um 7 Uhr ist der Zürcher Hauptbahnhof zwar nicht menschenleer, jedoch bleiben die grossen Pendlerströme in der Rushhour vorerst aus. Auch an anderen grossen Bahnhöfen wie Oerlikon, Bern oder Basel waren im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie wenig Personen unterwegs.
Angesprochen von verschiedenen SRF-Reportern, berichteten aber doch einige Pendler, dass die Züge etwas stärker besetzt seien als zuletzt. «Ich bin froh, dass wieder etwas mehr Personen unterwegs sind», sagt die Kosmetikerin Isabelle Ritler. Auch Student Jan Massey beobachtet eine leichte Zunahme an Pendler: «Das macht mir bis jetzt aber keine Sorgen, es hält sich ja noch im Rahmen.»
Ich bin froh, dass wieder etwas mehr Personen unterwegs sind.
Diese Beobachtungen bestätigt SBB-Mediensprecher Martin Meier: «Laut ersten Rückmeldungen sind leicht mehr Reisende unterwegs als vergangene Woche. Es liegen jedoch noch keine belastbaren Zahlen vor.»
In Bezug auf das Maskentragen zieht Meier eine nüchterne Bilanz: «Gemäss unseren Beobachtungen trägt nur eine Minderheit der Reisenden eine Maske.» Das habe damit zu tun, dass das Abstandhalten gut eingehalten werden könne. Daher gilt die Masken-Empfehlung der SBB auch nur, wenn der Zwei-Meter Abstand nicht eingehalten werden kann.
Trotz genügend Platz in den Zügen gibt es aber auch besorgte Pendler: «Ich war einer der wenigen Pendler, der heute eine Maske im Zug trug. Da ich ein schlechtes Immunsystem habe, war für mich diese Entscheidung klar. Es hat mich aber überrascht, dass sich so wenige Personen an die Empfehlung hielten», erklärt Informatiker Réne Henski.
Ich war einer der wenigen Pendler, der heute eine Maske im Zug trug.
Auf mehr Verantwortungsgefühl hätte auch Dennis Gubbein gehofft: «Ich gehöre nicht zur Risikogruppe und trage dennoch aus reiner Vorsicht eine Maske», meint der Buchhalter aus Zürich.
Wiederum andere Pendler tragen die Maske nicht auf der Nase, dafür aber griffbereit in der Tasche: «Sobald ich merke, dass ich den Sicherheitsabstand nicht einhalten kann, setzte ich mir meine Maske auf. Aber das braucht schon noch Überwindung», erklärt die Tanzlehrerin Daniela Jorger.
Besonders in Trams und Bussen kann der Sicherheitsabstand nicht immer eingehalten werden. Dennoch tragen längst nicht alle eine Maske, sagt Tobias Wälti, Mediensprecher der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ): «Wir beobachten, dass je nach Tram oder Bus zwischen 10 und 50 Prozent der Personen Masken tragen. Das Maskentragen wird sehr unterschiedlich gehandhabt.»
Diese unterschiedliche Handhabung beobachtet auch Mediensprecherin Sonja Körkel von den Basler Verkehrsbetrieben (BVB): «Eine strengere Richtlinie kommt für uns im Moment jedoch nicht infrage, wir appellieren nach wie vor an die Eigenverantwortung und Solidarität der Pendler.»
Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte: Schweizweit haben die obligatorischen Schulen ihren Betrieb wieder aufgenommen – wenn mancherorts auch mit Beschränkungen und Abstandsregeln. Denn die Kantone sind dafür zuständig, wie die Kinder und Lehrpersonen geschützt werden sollen. Die Schutzkonzepte sind teilweise sogar von Schule zu Schule unterschiedlich.
Auch starteten nicht alle Kantone gleich: In mehrheitlich Deutschschweizer Kantonen begann der Unterricht an den obligatorischen Schulen ganz normal. Vor allem in der Westschweiz und im Tessin, aber auch in Zürich und St. Gallen, gibt es in den ersten Tagen und Wochen kleinere Gruppen und Halbklassen.
So in der Schule Hutten in Zürich: Die Schüler werden dort in Halbklassen unterrichtet. Der Einlass in die Schule findet gestaffelt statt. Spielerisch wird den ABC-Schützen das korrekte Händewaschen und die Distanzregeln erklärt.
Der Alltag ist sicher begrenzter, isolierter und somit weniger lebendig.
Die Lehrerinnen freuen sich, dass es wieder losgeht. Auf der anderen Seite habe man Respekt vor der neuen Normalität. «Der Alltag ist sicher begrenzter, isolierter und somit weniger lebendig», sagt Simona Fischer. Der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger meint dazu, dass die Massnahmen den Schülern zeigen, dass noch nicht alles normal ist. «Wir müssen vorsichtig sein und ich glaube, das ist eine gute Botschaft: Schule Ja, aber mit Vorsicht.»
Kunden: Auch Geschäfte und Shoppingcenter öffneten ihre Türen – was mancherorts zu langen Warteschlangen führte. Die ersten Kunden standen am Montag schon um 7 Uhr vor dem Eingang bei Ikea in Spreitenbach, obwohl das Möbelhaus erst zwei Stunden später öffnete. Bis zur Eröffnung wuchs die Warteschlange in der Tiefgarage auf rund 250 Personen an.
Als die Türen dann aufgingen, wurden die ersten Kunden von den Mitarbeitern mit Klatschen begrüsst. «Ein emotionaler Moment», beschrieb Filialleiter Oliver Hopfgartner das Gefühl. Die Angestellten freuten sich, wieder Kunden zu bedienen.
Viele Läden lockten ihre Kundschaft mit Rabatten an. Bis zu 30 Prozent billiger waren Kleider mancherorts zu haben. Aber auch vor Luxusboutiquen, etwa in der Zürcher Bahnhofstrasse, bildeten sich teilweise Warteschlangen.
Bar- und Restaurant-Betreiber: Viele Gastro-Betriebe haben wieder offen – oder gehen vom Take-Away-Verkauf dazu über, ihre Gäste an Tischen zu bedienen. Doch eine Rückkehr zur Normalität ist das nicht. Es gelten Abstandsregeln und die Anzahl Gäste ist beschränkt. Die Angabe der Kontaktdaten ist freiwillig.
Das Personal muss nach jedem Gast putzen und desinfizieren. Zeitungen und Zeitschriften gibt es nicht, weil sie durch viele Hände gehen würden. Ist der Mindestabstand nicht einzuhalten, empfiehlt der Verband dem Personal Hygienemasken. In manchen Restaurants trägt das Personal sogar ein Schutzvisier.
Museums- und Bibliotheksbesucher: Ab Montag dürfen auch wieder Bibliotheken besucht werden. Allerdings gibt es Einschränkungen. Bücher dürfen zwar ausgeliehen werden, Lesesäle und Arbeitsplätze bleiben hingegen gesperrt.
Mit Humor wird das Naturhistorische Museum Basel seine Besucher begrüssen. Das Maskottchen erinnert mit einer Maske und Wegwerfhandschuhen daran, dass die Hygieneregeln eingehalten werden sollen.
Bewegungsmenschen: Es darf wieder im Fitnesscenter trainiert werden – auch hier mit gebührendem Abstand und unter Einhaltung der Hygieneregeln. Gruppentrainings bleiben aber eine Herausforderung. Mancherorts werden nur Einzeltrainings durchgeführt, andere Einrichtungen verzichten noch ganz auf die Wiedereröffnung.