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Schweiz Lohnschere klafft weniger weit auseinander

Die Lohndiskussion spielt mit den Extremen: Hier die sogenannten Working Poor, die Vollzeit arbeiten und trotzdem darben. Dort die nimmersatten Abzocker. Jetzt kommen die Forscher der Bakbasel zu einem überraschenden Schluss: Die Lohnungleichheit hat in den letzten Jahren abgenommen.

Legende:
Gini-Koeffizient 2007-2012 Umso kleiner der Gini-Koeffizient, desto gerechter die Verteilung des Geldes: Bei 0 ist das Geld gleichmässig auf alle Menschen verteilt. Bei 1 besitzt eine Person alles. BAK Basel

Die Ökonomen der Konjunkturforschungsstelle Bakbasel haben festgestellt, dass die Zahl der Angestellten am untersten Ende und die Zahl der Schwer- und Superreichen am obersten Ende der Lohnskala abgenommen haben. Deshalb hat für die Bakbasel die Lohnungleichheit im untersuchten Zeitraum zwischen 2007 und 2012 leicht abgenommen.

Martin Eichler, Chefökonom der Bakbasel, begründet die Abnahme der Zahl der Schlechtverdienenden: «Zum Beispiel haben die Initiativen der Gewerkschaften – die 3000 Franken-Initiative oder auch der Mindestlohn von 4000 Franken, den viele Arbeitgeber mittlerweile freiwillig bezahlen – dazu geführt, dass am unteren Ende die Löhne etwas stärker gestiegen sind.» Dazu zeigten auch die flankierenden Massnahmen bei der Personenfreizügigkeit Wirkung, so der Ökonom.

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Schliesst sich die Lohnschere?
aus Rendez-vous vom 04.08.2015. Bild: Symbolbild Keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 8 Sekunden.

Flexibler Arbeitsmarkt bewährt sich

Das Engagement der Linken und Gewerkschaften hat also dazu geführt, dass die schlecht Verdienenden nicht noch weniger verdienen. Entgegen mancher Ökonomenmeinung hat dies auch nicht dazu geführt, dass diese Leute wegen zu hoher Löhne keinen Job mehr finden. Bis jetzt zumindest.

Hinzu kommt: Der Schweizer Arbeitsmarkt ist sehr flexibel. Arbeitgeber können relativ einfach Angestellte entlassen, wenn die Konjunktur zum Beispiel nicht läuft, dafür aber auch einfach neue Leute einstellen, wenn es wieder aufwärts geht.

Das führt zu einem Arbeitsmarkt, der sich mit dem Gang der Wirtschaft bewegt. Wer arbeitslos wird, hat eher die Chance, wieder eine Stelle zu finden als in überregulierten Ländern wie Frankreich oder Italien.

Superreiche zollen schwächelnden Finanzmärkten Tribut

Weniger stark zugenommen hat in der Schweiz auch das Einkommen der Schwer- und Superreichen. Martin Eichler : «Sie haben zugenommen, aber der Zuwachs war kleiner. Dies hängt jedoch sehr stark mit der Entwicklung an den Finanzmärkten zusammen, die in den letzten Jahren eine sehr schwierige Phase durchgemacht haben. Und das schlägt sich dort eben nieder.»

Das heisst: Sobald die Zinsen wieder steigen, steigt auch das Einkommen der Reichen und Superreichen wieder, da der Hauptteil ihres Einkommens nicht aus Lohnarbeit besteht.

Legende:
Durchschnitts- und Medianlohn 2007-2012 Wenn sich die beiden Kurven annähern, wird die Verteilung des Geldes gerechter. BAK Basel

Lohnverteilung als politisch-gesellschaftlicher Entscheid

Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz puncto Lohnungleichheit im Mittelfeld. «Es gibt Länder, die noch gleicher sind – etwa in Skandinavien. Es gibt aber auch viele Länder, die noch deutlich ungleicher sind. Nicht nur im angelsächsischen Raum, sondern auch in Kontinentaleuropa.»

Eine geöffnete Schere vor einem Arbeitsplatz, an dem ein Mann mit Anzug und Krawatte sitzt.
Legende: Die Lohnschere schliesst sich etwas, sagt die Studie des BAK Basel, die vom Arbeitgeberverband gesponsort wurde. Keystone

Die Verteilung der Löhne ist laut Eichler häufig ein politisch-gesellschaftlicher Entscheid. In Skandinavien beispielsweise sind auch sehr gut Verdienende bereit, hohe Sozialabgaben zu entrichten, die Schwachverdienenden zugute kommen. In angelsächsischen Ländern ist das viel weniger der Fall. Die Lohnungleicheit ist dort deshalb grösser.

Auch in der Schweiz besteht der Eindruck, dass sich die Lohnschere ständig weiter öffnet. Laut Bakbasel hat dies damit zu tun, dass Medien und Politiker jeweils jene statistischen Zahlen verwenden, die ihnen passen. Betrachte man die gesamte Lohnstruktur, sei dies aber nicht der Fall.

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